LUrup Das Thema gärt immer heftiger im Hamburger Westen: Seit Jahren fühlen sich viele Menschen in den sozial schwächeren Gebieten, etwa am Osdorfer Born, in Lurup und Eidelstedt, in Sachen Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr benachteiligt.
Dirk Andresen
Jetzt gibts neuen Ärger um eine der wichtigsten Buslinien: der Metrobus 21 – der zwischen Teufelsbrück und Niendorf Nord nicht nur besagte Stadtteile verbindet – fährt plötzlich in der Hauptverkehrszeit (5 bis 9 Uhr, 12.30 bis 19 Uhr Montag bis Freitag) nur noch alle 10 statt bisher alle fünf Minuten.
Michael Schirrmacher aus Lurup, seit Jahrzehnten Stammfahrgast im 21er, versteht die Welt nicht mehr. „Warum plötzlich 50 Prozent weniger Busse auf dieser sehr belebten Strecke fahren, ist völlig unbegreiflich. Ich wohne direkt an einer 21er-Haltestelle, kann jetzt quasi täglich aus dem Wohnzimmer beobachten, wie dort nicht mehr nur 2,3 oder 5 Fahrgäste warten, sondern 10, 15 oder 20. Und das potenziert sich an jeder Haltestelle. Die Busse sind jetzt oft unerträglich voll. Und keiner weiß, warum.“
Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein, die die Linie 21 betreiben, erklären die drastische Änderung im Fahrplan mit personellen Engpässen. Pressesprecherin Silke Seibel auf Anfrage des Elbe Wochenblattes: „ Die VHH muss wegen Mangels an Fahrpersonal vorübergehend vom 5-Minuten-Takt abweichen. Diese Maßnahme, konzentriert auf eine Linie, dient dazu, Fahrtausfälle planbar zu machen. Die Linie bietet trotz der entfallenden Fahrten weiterhin einen 10-Minuten-Takt und minimiert so die Auswirkungen auf die Reisezeit und Mobilität der Fahrgäste.“
Ob – und wenn ja wann – wieder genügend Fahrer für einen 5-Minuten-Takt zur Verfügung stehen, wird leider offen gelassen. Für den IT-Experten Schirrmacher ein Unding: „Es kann doch nicht angehen, dass die Menschen, die den 21er dringend brauchen für die personellen Probleme der VHH büßen müssen. Wir quälen uns seit Wochen in überfüllte Busse – und bekommen noch nicht einmal mitgeteilt, wie lange das noch so gehen soll. Das ist schlicht und ergreifend eine Sauerei.“
VHH-Sprecherin Seibel kontert: „Da die Fahrgastnachfrage das Vor-Corona-Niveau noch nicht wieder vollständig erreicht hat, bieten die verbliebenen Fahrten ausreichende Kapazitäten…, sobald ausreichend Fahrpersonal zur Verfügung steht, nimmt die VHH den 5-Minuten-Takt auf der Linie 21 umgehend wieder auf.“
Wann das sein wird, sagt sie nicht. Seniorin Gabriele Lange, die auf ihren Rollator und ebenfalls oft auf den 21er angewiesen ist, widerspricht energisch: „Oft ist es so voll, dass ich nicht mitfahren kann.“
Schirrmacher: „Der Shuttle-Service Ioki wurde in unserem Gebiet gerade wieder eingestellt, der Bringdienst Moia wird teurer und die VHH dampfen die 21er-Linie dramatisch zusammen – wenn das kein verkehrspolitisches Chaos ist…“
