ALTONA „Klar ist das Bauen aktuell teuer und schwieriger geworden, aber die Verzögerungen beim Bau des Paloma-Viertels auf dem Areal der ehemaligen Esso-Häuser an der Reeperbahn wurden alle schon vor Jahren von der Eigentümerin Bayerische Hausbau verursacht“, sagt Christoph Schäfer.
KP Flügel
Der Künstler und Kurator ist auf St. Pauli kein Unbekannter. Er war wesentlich beteiligt am Planungs- und Umsetzungsprozess von Park Fiction. Einen solchen auf Beteiligung der Bevölkerung beruhenden Prozess für die Nachfolgebebauung hat die 2014 gegründete Planbude initiiert. Über 2300 Ideen für eine viertelgerechte Bebauung wurden im Rahmen einer als Wunschproduktion bezeichneten Befragung ausgewertet. Diese flossen ein in den architektonischen Entwurf. Auch die Stadtplanungs-Professorin Dr. Renée Tribble (u.a. TU Dortmund) ist bei der Planbude aktiv. Ihr Anliegen?
„Beteiligungsprozesse so zu gestalten, dass die Bevölkerung rechtzeitig ihre Wünsche artikulieren kann. Nur so kann auf Augenhöhe geplant werden.“
2018 wurde der städtebauliche Vertrag zwischen dem Bezirksamt Hamburg-Mitte und der Bayerischen Hausbau unterschrieben, der Bebauungsplan ist seit Herbst 2022 vom Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte, Ralf Neubauer, unterzeichnet. „Aber die Bayerische Hausbau muss die Bauanträge auch einreichen“, fordert Renée Tribble. „Die Prüfung braucht Zeit. Wir hatten aber schon gedacht, dass die BHB das früher macht.“
„Die Warterei beschädigt so ein Projekt“, sagt Christoph Schäfer. Zugleich weist er darauf hin: „Es gibt auch Rationalitäten.“ So habe es 2 Jahre gedauert, bis geklärt wurde, ob der geplante Supermarkt über eine Tiefgarage oder, wie jetzt vorgesehen, über eine ebenerdige Zufahrt beliefert werden soll. „Lange gedauert hat es auch, bis die Stadt das Baufeld 5 gekauft hat.“ Als Grund für den Erwerb nannte die Stadt, dass „trotz mehrfacher Verlängerung der Ausschreibungsfrist zuvor keine Baugemeinschaft gefunden werden konnte, die in der Lage war, das im geförderten Wohnungsbau zu realisierende Baugemeinschaftsprojekt im Baufeld 5 zu finanzieren und zu realisieren“.
Hohe Baupreise
„Dann kamen Corona und der Ukraine-Krieg. Dies hat dazu geführt, dass die Bau-Preise durch die Decke gegangen sind. Zuletzt gab es noch einen Einspruch gegen den Bebauungsplan vom Nachbarn, dem Operettenhaus.“ Von der Stadt wünscht sich Christoph Schäfer „mehr Druck, mehr Liebe für die Ideen ihrer Bürger“.
Renée Tribble sieht in Hamburg eine Stadt, „die Forderungen an die Qualität stellen kann“. Damit meint sie die baldige Realisierung des Bauprojektes, das sie als offen, grün, nachhaltig und gemeinwohlorientiert bezeichnet.
