
OTHMARSCHE Es ist für sie ein bisschen wie nach Hause kommen, denn sie war früher ehrenamtlich bei der Kirche aktiv: Seit Anfang des Jahres leitet Svea Meyer die Behindertenhilfe der Christuskirche Othmarschen.
Julia Vellguth
Hier besuchte sie den Kindergarten, ging zur Jungschar und später zu den Pfadfindern. Der Pfadfinderstamm Elbe hat bereits seit 1959 Gruppen mit Kindern mit Behinderung, die „Pfadfinder Trotz Allem”, kurz PTA. Svea Meyer war in ihrer Jugend nicht nur Helferin in einer PTA-Gruppe – mit 18 Jahren eröffnete sie zusammen mit einem Freund eine eigene integrative Pfadfindergruppe für Kinder mit und ohne Behinderung.
Nach ihrem Abitur am Christianeum absolvierte sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in Frankreich, wo sie mit Jugendlichen mit Behinderung arbeitete. In Hamburg machte sie im Anschluss eine Ausbildung zur Ergotherapeutin. 2012 ging sie für ihren Ergotherapie-Bachelor nach Berlin. 2011 hatte sie ihren Mann, heute Astroteilchenphysiker, kennengelernt. Mit ihm zog sie 2014 für zwei Jahre nach Stockholm, wo sie ihren Master in International Health machte, und 2016 für weitere zwei Jahre nach Kalifornien, wo sie mit Autisten arbeitete. In den USA wurde ihre Tochter Alva geboren. 2019 kam die Familie nach Deutschland zurück, im Mai 2021 wieder nach Hamburg, wo ihr Sohn Enno geboren wurde.
Die 36-Jährige muss sich in der Behindertenhilfe der Christuskirche, die gerade umstrukturiert wird, noch orientieren. Zu ihren Aufgaben gehören die Finanzen und der Kontakt mit Stiftungen und Spendern.
Für die Behindertenhilfe ein wesentlicher Teil, denn das für die Teilnehmer kostenlose Angebot und das Personal werden ausschließlich durch Spenden finanziert. Sieben Clubs, also Freizeitgruppen für Erwachsene mit Behinderung, gibt es an der Christuskirche, außerdem zurzeit eine PTA-Gruppe. Der jüngste Club mit Teilnehmern um die 20 Jahre ist aus einer ehemaligen PTA-Gruppe entstanden.
„In den Clubs geht es um Freizeitgestaltung ohne Therapieanspruch”, erzählt Svea Meyer. „Dann geht es ins Kino oder zum Bowlen. Einmal im Jahr geht es auch auf Reisen. Das Wichtige ist, dass man sich regelmäßig sieht. Daraus sind schon viele Freundschaften entstanden.” Zehn bis 15 Personen treffen sich pro Club, dazu kommen ein hauptamtlicher und mehrere ehrenamtliche Mitarbeiter. „Ich würde künftig gerne eine bis zwei Gruppen übernehmen”, sagt die neue Leiterin, die Verstärkung durch vier Teilzeitkräfte hat. Ehrenamtliche Helfer werden auch immer gesucht.
Ein offenes, monatliches Angebot für Menschen mit Behinderung gibt es hier ebenso seit Jahren wie ein Kinderferienprogramm. Außerdem soll der Konfirmandenunterricht für Jugendliche mit Beeinträchtigung wieder aufgenommen werden, der in der Pandemie ausgelaufen ist. Überhaupt wünscht sich die neue Leiterin wieder eine größere Verzahnung aller Gruppen an der Christuskirche.
In den kommenden Wochen will sie in alle Gruppen der Behindertenhilfe hineinschnuppern. „Manche Menschen kenne ich noch von früher”, erzählt sie. „Irgendwie schließt sich für mich jetzt ein Kreis, es hat sich gut gefügt.”
