Working with Hair. Foto: Lück

Neues vom Nachbarn – Wochenblatt-Kolumne von Oliver Lück

Hair-Reinspaziert in diese Kolumne, meine Damen und Herren! Ich möchte Sie nicht schockieren, aber ich bin seit 31 Jahren mal wieder beim Friseur gewesen. Interessante Erfahrung. Aber dazu gleich mehr.

Vorher möchte ich Ihnen von meinem vorletzten Friseurbesuch erzählen. Ich war 18 und ging in den Herrensalon meines Vertrauens: Friseur Dingeldein. Es waren andere Zeiten. Damals hieß es noch nicht „Haardesign“, sondern „Schnitt“. Es wurde noch nicht „geslidet“ oder „gepointet“. Und auch die „vegane Skalptherapie“ (bitte googeln Sie das mal) war noch nicht erfunden.

Man kann es sich kaum vorstellen, aber damals – im Jahr 1991 – wurden einfach nur Haare geschnitten. Vielleicht noch „waschen, legen, föhnen“ (heute: „Blow-Dry-Style“). Das war es dann aber auch schon. Alles für neun Mark neunundneunzig. Und nicht einen Cent mehr!
Auch die Läden selbst trugen noch keine haarsträubenden Namen, die zwanghaft-originell sein wollten. Stichwort: Vier Haareszeiten, SaHAARa, cHAARisma, haarzweio, hin und hair oder Uschi`s Kamm together (tatsächlich so geschrieben). Und natürlich, weil ganz schlimm: AtmosfHair. Meist hießen die Salons der Vergangenheit sogar wie der Meister selbst: Friseur Schneider zum Beispiel. Ein sehr guter Name. Oder auch Friseur Poser (gibt’s immer noch bei uns um die Ecke).

Und dann fuhr ich also mit dem Fahrrad zu Dingeldein. Ich freute mich auf einen frischen Schnitt. Mit Ausrasieren hinter den Ohren! Und dann … wurde es ganz furchtbar. Die Frau – damals hieß es noch „Friseuse“, was aber zu sehr nach Friteuse klang und später dann in „Friseurin“ umbenannt wurde – verschnitt sich andauernd, hackte in meine Ohrläppchen, eines blutete sogar. Und nach vielleicht 20 Minuten war ich fertig und sah aus wie ein Popper, was damals so eine Art Schimpfwort war, denn niemand wollte wie ein Popper aussehen.

Dieser Friseurbesuch im Jahr 1991 blieb für mich traumatisch, so dass ich mir danach die Haare von meiner Freundin, meiner Frau und zweimal sogar von meiner Mutter schneiden ließ. Oder ich legte selbst den Rasierer an und machte kurzen Prozess. Sehr sehr viele Jahre lief es nach dem „Lang, kurz, lang, kurz, lang kurz“-Prinzip ab. Heute überlege ich mir, was ich für ein Geld gespart habe: Bei zweimal Friseur im Jahr zu je 25 Mark und später Euro sind es rund 1.500 Euro.

Nun aber, letzte Woche, erreichte ich einen Scheitelpunkt in meinem Leben: Ich schaute in den Spiegel und machte sofort einen Termin bei Giulia. Als ich ihr von meiner letzten „Haarfahrung“ (verzeihen Sie mir!) erzählte, sah sie sich gehörig unter Druck. Aber um es kurz zu machen: Ich bin begeistert und sehe nun 30 Jahre jünger aus (Zwinker-Smiley). Ich werde häufiger mal sliden und pointen lassen. Schon allein wegen des Namens werde ich den Laden besuchen, denn der ist ausnahmsweise mal wirklich originell: Kaiserschnitt.

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