
Die Eimsbütteler Martin Lieb und Beatrice Bless-Lieb
mit neuem Buch über Wege aus Lebenskrisen und
dem Mut zum Neuanfang
Dirk Andresen, Hamburg-West
Er wollte ganz nach oben – und landete ganz unten. „Mit Anfang 40 war ich im Schauspiel-Gewerbe, wollte Intendant werden. Aber Druck und Stress waren enorm, ich verlor alles, meine Ehe ging kaputt, ich hatte Alkoholprobleme, saß in einer heruntergekommenen 18-Quadratmeterwohnung in Eimsbüttel“, sagt der Eimsbütteler Martin Lieb. Das war im Jahr 2000.
Ich war nicht nur seelisch, sondern auch körperlich ein Wrack
Martin Lieb,
Buchautor
Heute ist er gemeinsam mit Ehefrau Beatrice erfolgreicher Mental- und Gesundheitscoach – und Autor. Beide stellten vor kurzem im „Mein Lokal“ ihr Buch „Lebensmutig“ vor. Gaben ihre Antworten auf elementare Fragen: Wie kann ich mich aus schweren Lebens- und Sinnkrisen befreien? Wie ordne ich mein Leben erfolgreich neu? Wie befreie ich mich von Mutlosigkeit, Ängsten und Scham? Wie finde ich einen Weg, um wieder glücklich zu werden?
Bei Martin Lieb war es zunächst schonungslose Offenheit gegenüber sich selbst. „Und ich musste feststellen: Ich war nicht nur seelisch, sondern auch körperlich ein Wrack“. Das er aber nach und nach wieder richtig flott machte. Lieb: „Es mag verrückt klingen, aber geholfen hat mir ganz am Anfang eine Wüstenwanderung in der Sahara. Wir waren dort mit einem Guide, waren völlig autark, hatten nur Rucksäcke mit Wasser und Nahrung, konnten keine Hilfe erwarten. Das Gefühl damals war sehr existenziell, extrem intensiv. Durch die maximale Abgeschiedenheit und Ruhe fand ich endlich wieder einen Weg zu meinem inneren Ich, zu mir selbst.“
Auch seinen Körper trimmte er fit. Martin Lieb fing an zu laufen, schaffte bis zu zehn Marathons in einem Jahr. Er machte 2004 seinen Personal-Trainer, lernte seine Frau Beatrice kennen, die eine ähnlich bewegende Geschichte hinter sich hatte. Todesfälle in der Familie hatten sie schwer erschüttert, in ihrem Beruf als Architektin war sie außerdem schon lange nicht mehr glücklich.
Gemeinsam fingen sie neu an, fanden eine gemeinsame Lebensphilosophie, wurden quasi Role Models für ein vitales Leben mit 50 plus.
Sie begleiten Hospizbewohner
Beatrice Bless-Lieb: „Ich fand meine innere Stärke wieder, bis ich schließlich sogar so stark war, meinen todkranken Bruder beim Sterben zu begleiten.“
Das tun Martin Lieb und seine Beatrice seit Langem auch bei Menschen in Hospizen. „Das sind Erfahrungen und Begegnungen, die einen demütig machen“, so Martin Lieb, „da wird nicht selten Bilanz über das eigene Leben gezogen. Und dazu muss man ehrlich sein.“
Und wie fällt ihre Bilanz aus, nachdem sie sich einen eigenen, neuen Kompass für den oft nicht einfachen Weg durchs Leben entwarfen? Wo auf einer Skala von 0 bis 100 würden sie ihr Lebensglück vor 15 Jahren und dann heute einordnen? Beatrice: „Vor 15 Jahren bei 40, heute bei 90!“ Martin Lieb: „Damals war ich maximal bei 15 Prozent, heute bei 90. Vor allen Dingen, weil ich spüre und weiß, das mein Leben wieder einen echten Sinn hat.“
>> Martin Lieb und Beatrice Bless-Lieb „Lebensmutig – oder wie wir lernten, unsere Krisen als Geschenk anzunehmen, und unser Glück fanden“, 242 Seiten, 19,90 Euro
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