Einen hochinteressanten und sehr nahe gehenden Abend haben die Lesungsbesucher am vergangenen Freitag im Kleinen Michel erleben können. Der schwedische Autor Torkel S Wächter las aus seinem autobiographisch – dokumentarischen Roman „Meines Vaters Heimat“ über die Geschichte seines Vaters und seiner Großeltern als Hamburger Juden in den Jahren des deutschen Faschismus. Erst Jahre nach dem Tod seines Vaters stieß er durch Zufall auf Dokumente und erfuhr – selbst in Schweden geboren und aufgewachsen – über seine deutsche Familienherkunft und die Verfolgungs- und Fluchtgeschichte seines Vaters. Sie führte diesen durch das Konzentrations-lager Fuhlsbüttel und das Stadthaus, damals eine Zentrale des Terrors und der Gewalt. Eine jüdische Organisation hat dem Vater schließlich zur Flucht nach Schweden verholfen. Torkel S Wächter ließ für die Besucher vorstellbar werden, was so eine zu-nächst verschwiegene Herkunft für die nachfolgende Generation bedeuten kann. Erst im Rahmen seiner langjährigen Recherchen lernte Torkel S Wächter Deutsch und kann heute seine schwedische, seine deutsche und seine jüdische Herkunft als Bestandteile seiner Identität begreifen.
Der Abend stand in der Reihe „Lesungen fürs Ledigenheim – zu Gast im Kleinen Michel“. Der Autor verzichtet auf ein Honorar und unterstützt damit das soziale und kulturelle Projekt „Das Ledigenheim erhalten!“ in der Hamburger Neustadt. Die Spenden der Besucher kommen der dortigen laufenden Projektarbeit zugute.
Zur nächsten Lesung kommt am 20. Mai der Autor Michael Göring in den Kleinen Michel. Er war bis Ende 2021 Vorsitzender des Vorstands der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und hat sich seit einigen Jahren einen Namen als Romanautor gemacht. Michael Göring liest aus seinem neusten Buch „Dresden – Roman einer Familie“. Thema sind private deutsch – deutsche Begegnungen in den Jahren zwischen 1975 und Anfang der 90er Jahre. Der Abend beginnt um 19 Uhr.
Anmeldung ist weiterhin erwünscht unter anmeldung@sitftungros.de oder unter Tel. 040 29813888.
