Als „eine Art Karottenbengel“ hat Oliver Lück sein Foto betitelt. Foto: Lück

Neues vom Nachbarn –
Wochenblatt-Kolumne von Oliver Lück

Was ist denn nun der Unterschied zwischen einem Bengel, einem Lümmel und einem Schlingel? Natürlich erinnern Sie sich: Letzte Woche habe ich Ihnen diese Frage gestellt. Und jeder weiß ja irgendwie auch, dass der Bengel, der Schlingel und der Lümmel nicht das Gleiche sind, dass es da Nuancen in der Bedeutung und Verwendung gibt. Doch welche?

Herzlichen Dank für Ihre vielen Antworten, liebe LeserInnen. Jens aus Eidelstedt schreibt zum Beispiel: „Lieber Oliver, ein Schlingel ist ein kleiner schlitzohriger Junge. Ein Lümmel ist ein frecher Junge von sieben bis zwölf Jahren. Und ein Bengel ist ein ungehobelter, sogenannter Halbstarker, also schon im Teenager-Alter.“

Dörte definiert es in Ihrer Mail so: „Ein Schlingel ist schlau, sein Vergehen gering, er sieht niedlich aus. Man streicht ihm übers Haar und lächelt. Ein Bengel ist genauso lieb wie der Schlingel, aber weniger raffiniert. Ein Lümmel ist einer wie die anderen beiden, nur dass er auf frischer Tat ertappt wird. Darum ist die Titulierung als Lümmel auch angemessen, weil der verursachte Ärger ganz frisch ist.“ Bei den Schlingel*lin, Bengel*in und Lümmel*in sei es übrigens genauso, so Dörte weiter.

Ruth dagegen sieht es wie folgt: „Ein Bengel ist ein Junge, der etwas ausgefressen hat. Ein Lümmel ist ein selbstbewusster Bengel mit schlechtem Gewissen. Und ein Schlingel ist ein liebenswürdiger Lümmel.“ Und Uwe aus Wilstorf muss Bengelogie oder so studiert haben. Anders sind seine Ausführungen nicht zu erklären: „Der Bengel kommt im Norddeutschen oft mit dem Wort ,Rotz` daher, das ist von den Dreien der Schlimmste. Eigenschaften: rücksichtslos, dreist, unfair. Der klaut oder belügt. Ein Lümmel ist so mittel-fiese. Oder er ist schon alt, ein büschen faul und weiß es vielleicht nicht besser. Zwar auch zuerst auf seinen Vorteil bedacht, ist er aber kein Bengel, sondern eher so der höfliche, kichernde, Schabernack treibende Kandidat, der andere nicht foppt, aber auch nicht so besonders zuverlässig ist. ,Der lümmelt auf dem Sofa rum` bedeutet: Hast du hier nix besseres zu tun? Und ein Schlingel“, beendet Uwe seine Dissertation, „ist ein kleiner, lieber Fuchs. Gewieft, aber nicht abgebrüht. Kommt oft mit dem vorangestellten ,kleiner` daher. Damit verbinde ich eher Kinder als Erwachsene. Dem kann man nicht böse sein. Im Gegensatz zum Bengel (fast kriminell) und dem Lümmel (lässt andere für sich arbeiten).

 

Foto: pr

Oliver Lück

… ist Journalist und Buchautor. Jede Woche erzählt er an dieser Stelle von seinen Beobachtungen und Begegnungen. Aktuell im Handel sind von ihm:

Der Strandsammler
(Rowohlt Verlag, 144 Seiten)

Buntland – 16 Menschen,
16 Geschichten
(Rowohlt Verlag, 256 Seiten plus 32 Fotoseiten)

> www.lueckundlocke.de

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