
Interview: Warum ADFC-Sprecher Dirk Lau mehr Radarfallen für Autofahrer fordert, aber nicht für Radler
René Dan, Hamburg
Unter Deutschlands Städten hat Hamburg einer neuen Studie zufolge die drittmeisten Blitzer aufgestellt. Das Elbe Wochenblatt fragte Dirk Lau, den Pressesprecher des ADFC Hamburg, welche Schlussfolgerung er aus der Studie zieht.
Elbe Wochenblatt: Hat Hamburg genug Blitzer??
Dirk Lau: Nein. Man muss die Anzahl der Geschwindigkeitsmessgeräte ins Verhältnis zur Straßendichte Hamburgs setzten. Wir haben definitiv zu wenig Blitzer.
Zu schnelles Fahren ist
kein Kavaliersdelikt,
sondern eine
rücksichtslose Gefährdung
anderer Menschen
Dirk Lau,
ADFC
Wie beurteilen Sie den Umgang der Hansestadt beim Thema Radarfallen?
Überhöhte Geschwindigkeiten sind die Unfallursache Nummer eins und sorgen für die meisten Verletzten und Getöteten im Straßenverkehr. Viele Autofahrende sind sich der Gefährdung anderer durch zu schnelles Fahren im Straßenverkehr nicht bewusst, viele empfinden Kontrollen als „Schikane” und Bußgelder als „Abzocke”. Diese sprachliche und faktische Verharmlosung wird durch einen Teil der Medienberichterstattung leider unterstützt, wenn nicht verstärkt. Auch die Bekanntgabe und Warnung vor „Radarfallen“ durch einige Medien ist absurd. Zu schnelles Fahren ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine rücksichtslose Gefährdung anderer Menschen.
Was folgt daraus?
Da muss noch sehr viel Aufklärungsarbeit durch die Polizei passieren. Die Kampagne der Stadt „Hamburg gibt Acht!“ greift zu kurz, wenn sie nur an gegenseitige Rücksichtnahme appelliert statt mehr Blitzer und Kontrollen von Autofahrenden konsequent zu verwirklichen.
Wo sollten mehr Radarfallen aufgebaut werden?
Insbesondere in Tempo-30-Zonen beziehungsweise auf Tempo-30-Straßen gibt es viel zu wenige Kontrollen oder Blitzer. Auch die „Toleranz“ von einigen km/h bei der Tempo-Messung muss – wie in anderen Ländern, darunter der Schweiz – abgeschafft werden: Null Toleranz gegenüber Raser:innen!
Sollte es auch Geschwindigkeitskontrollen für Fahrradfahrer geben?
Nein, nur eine verschwindend geringe Zahl von Radfahrern ist so schnell unterwegs, dass sie dadurch andere Menschen gefährden. Aber natürlich müssen auch Radfahrer ihre Geschwindigkeit jederzeit der jeweiligen Situation anpassen, gerade wenn sie auf schlechte Infrastruktur, zum Beispiel gemeinsam mit Fußgängern, gezwungen werden.
Die Gefährdung, die durch schnelle Radfahrer ausgeht, ist im Vergleich zu Auto-Rasern um ein Vielfaches geringer. 99 Prozent der im Straßenverkehr getöteten Menschen gehen auf den motorisierten Verkehr zurück.
Hat Hamburg zu viele Blitzer ?
Ich verstehe in diesem Zusammenhang nicht, warum Radiosender über die flexibel aufgestellten Blitzer berichten!
Dem NDR hatte ich vor einiger Zeit mein diesbezügliches Unverständnis geschrieben; aber der NDR vertritt den Standpunkt, daß mit diesen Meldungen die Aufmerksamkeit der Autofahrer steigt, die Geschwindigkeitsgrenzen einzuhalten. – Das mag für die meisten zutreffen, aber ebenso steigt nach meinem Gefühl der Anteil der Raser ! Und die müssten doch mit den Blitzern erfasst und nicht vom Radio gewarnt werden.
Ich sehen das wie der NDR.
Ziel ist doch wohl hoffentlich nicht, möglichst viele zu erwischen und abzukassieren, sondern dass langsamer und achtsamer gefahren wird.