Protest in Susis Showbar: Die Interessengemeinschaft St. Pauli und Hafenmeile will wieder die ganze Nacht feiern - hier Barchef Christian Schnell, Tänzerin Ocean, Barmanagerin Alexa und Lars Schütze von der IG St. Pauli. Foto: Lenthe Fotografie

HAMBURG. Corona-Maßnahmen werden uns wohl noch einige Zeit begleiten. Die amtlichen Infektionsstatistiken werden immer ungenauer (das Elbe Wochenblatt berichtete) und die Zahlenbasis für eine Lockerung ist sehr vage. Trotzdem fiel jetzt in Hamburg wie in den Nachbarländern die 2G-Pflicht im Einzelhandel.
Während die Infektionszahlen bundesweit steigen, sank die Beteiligung an Anti-Corona-Demos auf vergleichsweise übersichtliche 400 Personen am vergangenen Wochenende. Der Protest gegen 2G plus-Regeln, Tanzverbot und Sperrstunde geht aber weiter. Er kommt derzeit vor allem von Restaurant-, Club- und Ladenbesitzern und der Tourismusbranche: Man sehe keine Notwendigkeit für die Maßnahmen mehr, sagte Touristikverbandschef Wolfgang Raike. Die Lockerungen in Schleswig-Holstein würden Hamburger und Gäste zum Einkaufen sonst über die Landesgrenze treiben. Die Hamburger Stadtregierung sah das lange anders: Die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank fand noch vor einer Woche Lockerungen „falsch und fahrlässig“, auch weil die Infektionslage unklar sei.
Denn die Stadt kämpft derzeit mit großen Meldeverzögerungen wegen der Überlastung der Gesundheitsämter und der PCR-Testlabore. Kontakte mit Corona-Infizierten werden nicht mehr nachverfolgt, die Nutzung der Luca-App wurde vor einer Woche ausgesetzt.

Dennoch sah sich der Senat offenbar gezwungen, den Forderungen der Wirtschaft nachzugeben: In Schleswig-Holstein und Niedersachsen war die 2G-Regel im Handel schon gefallen, ab heute ist beim Shoppen auch in Hamburg kein Impfnachweis nötig. Aber es muss eine FFP2-Maske getragen werden, einfache medizinische Masken reichen nicht.
Ob weitere Lockerungen möglich sind, soll am kommenden Mittwoch, 16. Februar, bei der Ministerpräsidentenkonferenz besprochen werden, betonte Sozialsenatorin Melanie Leonhard. So bleiben Sperrstunde und 2G-Regel in Restaurants vorerst bestehen.
Die wechselnden Impfmöglichkeiten bei Einrichtungen in den Stadtteilen gibt es zwar noch, sie wurden aber in den vergangenen Wochen zugunsten der städtischen Impfzentren (siehe Infotext Seite 8) ausgedünnt.

Impfaufklärung von Ehrenamtlichen vor Ort
Dass es sich aber „lohnt, Aufklärung über das Impfen vor Ort zu betreiben“, berichtet Claus Niemann vom Harburger Integrationsrat. Bei einer Aktion in der Neuenfelder Islamischen Gemeinde ließen sich 44 Menschen impfen, nachdem Gemeindemitglieder ihre Bekannten und Nachbarn genau darüber informiert hatten.

Starteten eine erfolgreiche Werbekampagne fürs Maskentragen an der Nelson-Mandela-Schule: Schüler der 9d Foto: pr

Selbst aktiv in der Pandemiebekämpfung wurden Schüler der 9d der Kirchdorfer Nelson-Mandela-Schule: Nachdem zwei Mütter an Corona gestorben waren, starteten sie an ihrer Schule eine Werbekampagne gegen die Maskenmüdigkeit ihrer Mitschüler: Soviel Einsatz kam gut an, sodass Sponsor Eyüp Külünk von Bizim Ausbau Hamburg der Schule gleich noch einmal 1.000 Masken spendete.
Schüler haben besonders unter der Pandemie gelitten. Der Hamburger Senat will Lernrückstände und seelische Not durch Schulschließungen mit Förderkursen, Lernangeboten in den Ferien und Beratungsangeboten für 34 Millionen Euro bekämpfen. Dass dies gelingen kann, findet Sabine Boeddinghaus (Die Linke) zweifelhaft: „Die jetzige Maßnahme gilt nicht für alle Schüler:innen und sie greift zu kurz. In der Ausrichtung wie in der Dauer.“ Birgit Stöver (CDU) kritisiert, dass die dritten Klassen keine Förderung bekämen: „Der Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule ist ein wichtiger Moment für jedes Schulkind. In der vierten Klasse ist es jedoch häufig schon zu spät, Lernrückstände aufzuholen

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