In der Elbkinder Grundschule wurden kürzlich 154 Kinder gegen Corona geimpft. Rechts: der leitende Impfarzt Dr. Hilmar Uhlig. Foto: Pr

HAMBURG. Ist das schon die ersehnte Wende oder nur der Wochenendeffekt? Anfang der Woche sanken die Corona-Ansteckungszahlen in Hamburg im Vergleich zur Vorwoche: Am vergangenen Montag wurden nur 3.056 neue Corona-Fälle gemeldet, 1.557 weniger als am Montag zuvor. Auch der Inzidentwert sank zwei Tage hintereinander von 2.186,5 auf 2.104,8 Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Auch am Dienstag hielt dieser Trend an.
Die Hospitalisierungsrate, also die Zahl der Covid-19-Falle pro 100.000 Einwohner in Krankenhäusern in den vergangenen sieben Tagen, ist mit 6,91 (alle Zahlen Stand 1. Februar) hoch, es greift die zweite festgelegte Maßnahmenstufe (das Elbe Wochenblatt berichtete). Doch in Hamburg ändert sich kaum etwas, denn hier gelten mit „2G plus“ schon die vorgeschriebenen schärferen Maßnahmen.

Labore und Gesundheitsämter kommen kaum nach
Die Sozialbehörde warnt dann auch vor zu viel Optimismus: Derzeit kämen Labore mit dem Auswerten der PCR-Tests und dem Melden der Ergebnisse, Gesundheitsämter mit dem Zählen nicht mehr nach, weil es zu viele Infizierte gebe. Deshalb musste auch schon der Versuch mit den Lolli-PCR-Pooltests (das Elbe Wochenblatt berichtete) abgebrochen werden. Tatsächlich dauert es derzeit einige Tage, bis ein zuverlässiger PCR-Test ausgewertet ist.
Der Linken-Abgeordnete Deniz Celik macht hier ein deutliches „Marktversagen“ in Hamburg aus: Man habe „viel zu sehr auf privat betriebene Testlabore gesetzt“. Die Anzahl der Labore habe sich seit Beginn der Pandemie kaum verändert, liege immer noch bei 12 bis 13. Hamburgs Senat müsse endlich städtische PCR-Testlabore einrichten.

Zu wenig PCR-Tests
Doch das Problem reicht noch weiter: Nicht nur die Labore, auch die PCR-Tests sind knapp. Nur noch Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur und Vorerkrankte sollen damit getestet werden. Wenn die Warn-App anschlägt oder bei den weniger zuverlässigen Selbsttests (Antigentests) zwei rote Streifen auftauchen, muss für die meisten Hamburger jetzt ein weiterer Schnelltest aus einem zertifizierten Testzentrum (Antigentest) reichen, um die Krankheit festzustellen. Nach frühestens sieben Tagen darf man sich dann – wenn keine Symptome da sind – wieder mit einem zertifizierten Schnelltest (Antigentest) freitesten. Registriert werden all diese Tests nicht, gehen deshalb auch nicht in die offiziellen Corona-Zahlen ein. Tatsächlich wird es deshalb zukünftig grundsätzlich viel mehr Kranke geben, als die Statistiken aussagen, da nur PCR-Getestete gezählt werden.

Einbahnstraßensystem und großzügige Abstandsregeln sorgten in der Elbkinder Grundschule dafür, dass sich bei der Impfaktion niemand ansteckt. Foto: PR

4,1 Millionen besonders unzuverlässige Schnelltests der Firma „Genrui“ waren an Schulen ausgeliefert worden. Sie hatten häufig eine Infektion angezeigt, wo gar keine vorhanden war. Jetzt prüft die Schulbehörde, ob man den Hersteller deshalb verklagen kann.
Die Kontaktnachverfolgung, zum Beispiel mit der Luca-App, wird in Hamburg ab heute dagegen aufgegeben. Das teilte Senatssprecher Marcel Schweitzer mit. Die weitgehenden Zutrittskontrollen durch die 2G plus-Regel reichten aus, zumal geboosterte Kontaktpersonen ohnehin nicht in Quarantäne müssten.
Inzwischen wird weiter gegen die Coronamaßnahmen demonstriert, allerdings mit weniger Zulauf: Das Oberverwaltungsgericht hatte Demo am vergangenen Wochenende verboten, weil das Hygienekonzept nicht sicher genug war. Rund 1.000 Menschen gingen trotzdem als eher schlecht getarnte Spaziergänger auf die Straße: Die Polizei löste diese illegalen Versammlungen konsequent auf.
Zwei angemeldete Demonstrationen wurden mehrfach gestoppt, weil viele Protestierende keine Masken trugen und es sehr eng war. Zur Kundgebung am Abend blieben statt der ursprünglich angemeldeten 11.000 nur rund 1.000 Menschen. Der ursprüngliche Demo-Anmelder soll nach NDR-Informationen aus der Reichsbürgerszene stammen, wurde inzwischen aber durch einen Anwalt ersetzt.

Hafengeburtstag abgesagt
Größere Menschenmengen erwartete man beim 833. Hafengeburtstag vom 6. bis zum 8. Mai. Jetzt steht fest: Das Fest wird wegen der unsicheren Corona-Lage auch in diesem Jahr ausfallen. Im Gegensatz beispielsweise zum Dom ließe sich wegen der großen Veranstaltungsfläche keine ordentlichen Zugangs- und Abstandskontrollen einrichten, teilte die Wirtschaftsbehörde mit. Immerhin prüft Wirtschaftssenator Michael Westhagemann, ob man im Spätsommer nachfeiern kann.
Eine Gute Nachricht zum Schluss, zumindest für über 14.000 Hamburger Bauarbeiter: Sie können sich im Janaur über steuerfreie 500 Euro Corona-Prämie freuen. Voraussetzung: Sie haben in der Pandemie durchgearbeitet, sind Mitglied in der IG Bauen-
Agrar-Umwelt, und der Arbeitgeber ist in einem Arbeitgeberverband. Auch Beamte bis zur Besoldungsgruppe B9 (knapp 11.500 Euro) dürfen sich wohl freuen: Sie sollen eine Corona-Sonderzahlung von 1.300 Euro bekommen, schlug das städtische Personalamt vor. Heftige Kritik kam umgehend von Petra Ackermann vom Bund der Steuerzahler: „Wir kritisieren, dass die Gesetzesvorlage ohne öffentliche Diskussion im Hauruck-Verfahren durchgezogen werden soll. Wir halten das vorgeschlagene Gießkannenprinzip für unausgewogen und ungerecht.“

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