Waldemar Düse, Wilhelmsburg. Wer sich mit ihm über Fußball unterhalten will, muss Zeit mitbringen. Über den Sport, der sein Leben bestimmt, sagt er: „Er erfordert ständige Aufmerksamkeit und verzeiht keine Unkonzentriertheit.“ Gleiches ließe sich auch über ein Gespräch mit Luis da Silva sagen.
1956 im portugiesischen Setúbal geboren, ist er 1993 nach Wilhelmsburg gekommen. „Die wirtschaftliche Situation in Portugal damals war schwierig“, blickt der ehemalige Trainer des Fußball-Landesligisten Dersimspor zurück. Nach 15 Jahren im bezahlten Fußball Portugals – darunter drei beim Erstligisten Vitoria de Setúbal – hatte er gerade genügend Geld zusammen, um seiner Familie und zwei volljährigen Kindern ein Haus zu bauen.
Dann folgte da Silva gemeinsam mit seiner Frau seinem bereits in Wilhelmsburg lebenden Onkel auf die Elbinsel . . . und ist geblieben. Es folgten Jahre harter Arbeit in der Logistikbranche und im Straßenbau, danach eine Tätigkeit als Fitnesstrainer in einem großen kommerziellen Studio. Dass er geblieben ist, hat viel mit Fußball zu tun.
Sporting, Benfica, Portugal 82, Kurdistan Ozgur, FC Porto, FC Türkiye – da Silva hat mit seinen Teams viele Meisterschaften gesammelt, aber es sind nicht die großen Namen gewesen. „Ich hatte Angebote aus der Regionalliga, aber mein Deutsch ist nicht ausreichend. Ich habe es einige Male mit Kursen versucht, aber die deutsche Grammatik ist einfach zu schwierig.“
Er mache sich 24 Stunden am Tag Gedanken über Fußball, heißt es aus seinem Umfeld. Das Eingeständnis, dieses Wissen nicht wie gewünscht vermitteln zu können, muss für ihn eine Qual gewesen sein. Dennoch sagt er dies ohne Bitterkeit. Er spricht über Fußball mit beinahe überbordender Herzlichkeit und tiefer Menschlichkeit. „Fußball ist eine Charakterschulung, ich möchte Werte vermitteln.“ Dafür wird da Silva – in Wilhelmsburg bekannt wie der sprichwörtliche „bunte Hund“ – insbesondere von vielen Eltern geschätzt. Er gibt das zurück. „Ich liebe Wilhelmsburg“. Wenn er dabei seine Hand auf sein Herz legt, wirkt das nicht aufgesetzt wie der allseits bekannte Torjubel im Profifußball. Man muss dabei nur in sein Gesicht sehen.