Anwohner der Denickestraße und der Thörlstraße sind genervt, dass so viele Parkplätze der neuen Fahrradstraße zum Opfer gefallen sind. Foto: SL

Sabine Langner, Harburg. Der Ärger über die neue Veloroute in der Denickestraße wächst. Erst kritisierten Radfahrer die vorhandenen Spurrillen auf der Fahrbahn. Jetzt bemerken Anwohner täglich, dass für die Veloroute viele Parkplätze weichen mussten.
Schon vor dem Bau der Fahrradstraße war es hier in Heimfeld schwierig, einen regulären freien Stellplatz für ein Auto zu finden. Und damals durfte ein Wagen noch auf beiden Seiten der Fahrbahn abgestellt werden. Das ist vorbei. Jetzt sind nur noch vereinzelte Parkplätze eingerichtet.
„Bei der Umplanung des Straßenraums wurde darauf geachtet, möglichst viele Stellplätze zu erhalten“, sagt Bezirksamtssprecher Dennis Imhäuser. „Und wo es die Nebenflächen zugelassen haben, wurden neue Parkplätze geschaffen.“ Unterm Strich sind wegen des Umbaus 72 Stellplätze weggefallen. Dabei hatte die Verwaltung im Oktober 2020 den Anwohnern in einem Schreiben noch mitgeteilt, dass die durch die Umbaumaßnahmen wegfallenden Parkplätze ersetzt würden.
Passiert ist bisher nichts. Im Gegenteil: Um wildes Parken zu verhindern, wurden an den Rändern der Straße inzwischen mehrere große Steine platziert. Auf die Tiefgaragen in den SAGA-Neubauten kann auch niemand ausweichen. Dort gibt es für mehr als 300 Wohneinheiten nur 35 Parkplätze – und lange Wartelisten.
Die Folge: Auf der vergeblichen Suche nach einem freien Parkplatz zuckeln Anwohner mit ihren Wagen immer länger durch die Heimfelder Straßen. „Ich kurve hier umweltfreundlich bis zu einer Stunde herum“, hadert Anwohner Mike Köppen. Einige versuchen es in der Weinligstraße oder im Wilhelm-Busch-Weg. „Aber ich mag nicht bei Dunkelheit durch den Park gehen“, berichtet Manuela Ritter-Yakub. Das geht auch Nachbarin Agnieszka Smaga so: „Neulich hat ein Polizist hier die Falschparker aufgeschrieben. Der hat mir geraten, doch mit dem Fahrrad zu fahren. Ich arbeite in Winsen im Schichtbetrieb. Wie soll ich denn die Strecke mit dem Rad bewältigen?“
Ein weiteres Problem entlang der neuen Veloroute: Die Bürgersteige sind hoch, Kantsteine nur an wenigen Stellen abgesenkt. „Den Kinderwagen muss man schon fast hochtragen“, so Mike Köppen. „Wie Menschen mit einem Rollstuhl das bewältigen sollen, ist mir ein Rätsel.“
„Wir sind ja gar nicht gegen die Fahrradstraße“, stellt Anwohner Justin Schmidt klar, „aber das hier ist komplett an den Menschen, die hier wohnen, vorbei geplant worden.“ Jetzt wollen die Anwohner eine Unterschriften-Aktion für mehr Parkplätze starten.

Das sagt der Allgemeine Deutsche Fahhrad-Club Hamburg
Zwei Fragen an Dirk Lau, Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs in Hamburg.

Warum sind Fahrradstraßen wie die neue Veloroute in der Denickestraße wichtig?
„Die ganze Welt spricht über Klimaveränderungen. Wenn wir hier noch irgendetwas verändern wollen, dann müssen wir die Städte umgestalten und den Raum umverteilen. Weg von der Idee einer reinen Autostadt hin zu Städten, die attraktiv sind für Radfahrer und Fußgänger. Dafür brauchen wir noch viel mehr Fahrradstraßen.

Können Sie den Unmut der Anwohner nachvollziehen, die jetzt keinen Parkplatz mehr finden?
Es ist doch absurd zu denken, dass man als Bewohner einer Stadt einen Anspruch hat, direkt vor der eigenen Haustür einen Parkplatz zu finden. Und das dann auch noch kostenlos. Die Straßen sind öffentlicher Raum. Der gehört allen. Aber der Raum ist begrenzt. Die Autos werden immer größer, aber die Stadtfläche bleibt gleich.

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