
Gemeinsam planen, gemeinsam bauen, gemeinsam wohnen: Baugemeinschaften sind im Trend – immer mehr Städter entscheiden sich für diese Wohnform, weil sie mit Gleichgesinnten zusammenleben und darüber hinaus ihr unmittelbares Lebensumfeld mitgestalten können. Häufig spielen auch finanzielle Anreize eine Rolle. In Wilhelmsburg plant die Internationale Bauausstellung (IBA), rund 20 Prozent der Neubauflächen im Rathausviertel sowie im nördlichen und südlichen Elbinselquartier für Baugemeinschaften zu reservieren. Noch in diesem Herbst startet das sogenannte „Interessenbekundungsverfahren“. Aber wie plant man eine Baugemeinschaft? Worauf sollte man achten? Das Wochenblatt sprach mit Mitgliedern der Baugemeinschaft Alstervogel (Volksdorf), die vor drei Jahren an den Start gegangen ist.
Wie entstand die Idee mit der Baugemeinschaft?
Stefan Fehlauer: 2011 ging es los. Die Kinder waren aus dem Haus, wir und ein paar Bekannte – alle über 50 – haben uns überlegt, wie wir später wohnen wollen. Nachdem das Konzept feststand, haben wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Grundstück gemacht. Das war eines der schwierigsten Probleme überhaupt. Am längsten hat allerdings die Planungs- und Finanzierungsphase gedauert.
Wie groß ist Ihre Baugemeinschaft?
Stefan Fehlauer: Wir sind jetzt über 80 Personen, vom Kleinkind bis zum Senior sind alle Altersgruppen vertreten. Das Ensemble besteht aus 13 Reihenhäusern, elf Eigentumswohnungen und 18 Mietwohnungen. Es gibt ein Blockheizkraftwerk, einen großen Platz als Treffpunkt, einen Gemeinschaftsraum, mehrere Fahrradgaragen und mittlerweile drei Ladesäulen für Elektrofahrzeuge. Eines der E-Autos wird gemeinschaftlich genutzt.
Was hat die später Hinzugekommenen an dem Projekt interessiert?
Vera Ibing: Als junge Familie mit zwei kleinen Kindern hatten wir damals nach bezahlbarem Wohnraum gesucht, was äußerst schwierig war. Über eine Seite der Stadt Hamburg sind wir dann an die Baugemeinschaft Alstervogel geraten. Zu Beginn habe ich noch gedacht: Oh Gott, so viele Leute auf einmal – wie soll das klappen? Meine Bedenken haben sich aber sehr schnell zerstreut.
Welche Tipps haben Sie für Leute, die so wohnen wollen wie Sie?
Stefan Fehlauer: Man sollte sich möglichst gut kennenlernen, sich mit dem Projekt identifizieren. Meinem Eindruck nach ist es heutzutage einfacher geworden, eine Baugemeinschaft zu gründen, weil die Stadt einen mit Knowhow und Fördermöglichkeiten begleitet. Ich fand es damals sehr hilfreich, dass wir uns mit einer bereits bestehenden Baugenossenschaft zusammengetan haben.
Vera Ibing: Austausch ist wichtig! Wenn es mal quietscht in der Gemeinschaft, hilft reden. Konflikte bringen einen auch weiter – irgendwann weiß man, wie der Nachbar so tickt.