
Wolfgang Wittenburg, Süderelbe. Lang sind sie her, die Zeiten, in denen der Marschkamper Deich für Anwohner eine praktische und für Ausflügler eine idyllische Verbindungsstraße zwischen dem Alten Land und Finkenwerder war. Seit der Sanierung der Kreisstraße 39 in Jork und der Autobahn-Baustelle hat der Verkehr hier massiv zugenommen. Der Marschkamper Deich ist faktisch zu einer „Hauptverkehrsstraße“ geworden: nur ohne Mittelstreifen und mit viel zu engen Fußwegen, über die Lkw oft auch noch ausweichen müssen.
„Mindestens 25 Milchlaster verkehren täglich vor meiner Haustür – und das bereits in den sehr frühen Morgenstunden“, sagt Anwohner Peter G. Bartels. Vor dem Haus hat er einen kleinen Anhänger dauergeparkt. Ein fast schon verzweifeltes Mittel, um den Verkehr zu verlangsamen.
Während sein Einfamilienhaus, und auch das seines Sohnes Hendrik Bartels den von den Lkw verursachten Erschütterungen bisher Stand halten, hadern die Nachbarn Wolfgang Schwarzer und Udo Schmidt mit weiteren Problemen: Schmidt wohnt in der fast 90-Grad-Kurve am Ende der Straße. Sein Einfamilienhaus (Baujahr 1910) weist einen großflächigen Riss in der Außenfassade auf. „Sicher war der Riss schon da, aber nun wird er wegen der Vibrationen durch den ständigen Schwerlastverkehr zusehends größer“, meint der besorgte Anwohner. „Es gibt Mitmenschen, die morgens um vier mit dem Auto laut hupend durch die leere Straße rasen. Andere werfen aus Protest Eier und Kaffeebecher auf die geparkten Anhänger. Wir werden leider schikaniert statt verstanden!“
Von den Behörden haben die Anwohner vorerst keine Hilfe zu erwarten. Dort wird der Anteil des Schwerlastverkehrs am Marschkamper Deich als „vergleichweise gering“ eingeschätzt. Auch dauerhaft Tempo 30 sei nicht angebracht. Die Polizei bewertet das Verkehrsaufkommen und das Unfallrisiko hier als gering.
Anwohner haben sich jetzt in einem offenen Brief an die Bürgerschaft gewandt. Sie fordern die sofortige Umleitung des Lkw-Durchgangsverkehrs, zumindest ein Lkw-Nachtfahrverbot zwischen 22 und 7 Uhr. Außerdem solle die Polizei mobile Blitzer aufstellen. Auch die örtlichen Bürgerschaftsabgeordneten André Trepoll (CDU) und Gudrun Schittek (Grüne) sehen Handlungsbedarf (siehe Infotext).
Stimmen aus der Politik
André Trepoll, CDU-Bürgerschaftsabgeordneter aus Süderelbe, meint: „Dass der Senat und die Verkehrsbehörde keine Maßnahmen planen, den Schwerverkehr zu reduzieren oder die allgemeine Höchstgeschwindigkeit herab zu setzten, ist nicht akzeptabel.“
Die Süderelbe Bürgerschaftsabgeordnete Gudrun Schittek (Grüne) sagt: „Das Verkehrsaufkommen wird immer höher. Der Marschkamper Deich ist als Hauptstraße gewidmet worden, obwohl die Fahrbahnbreite nicht einmal elf Meter beträgt und nicht auf beiden Seiten Fußwege vorhanden sind. Im Kurvenbereich ist der Fußweg weniger als einen Meter breit und muss bei Begegnung von Lkw überfahren werden. Weder Polizei, noch Verkehrsbehörde haben bisher eine Lösung angeboten.“