Noch Fragen? Julia Große, Heilerzieherin Stiftung Alsterdorf West (Mi.), und Gärtnerin Nadine (Tagewerk, Laurens-Janssen-Haus) im Gespräch mit Isabel Marin Arrizabalagar (re.).Foto: cvs

Ch. v. Savigny, Wilhelmsburg. Der weiße VW-Bulli auf dem Marktplatz von Kirchdorf-Süd ist Claudia Rohe-Baur sofort ins Auge gefallen. „Ich kam ganz zufällig hier vorbei“, sagt die Altenpflegerin und freut sich, dass sie nun ein paar wichtige Fragen loswerden kann. Das Problem: Sie und ihr Ehemann möchten demnächst verreisen. Sie selbst sei gegen Corona geimpft, ihr Gatte aber nicht. „Er ist überhaupt kein Impfgegner, muss aber ständig arbeiten und hat daher keine Zeit“, berichtet Rohe-Baur.
Nun geht es auf einmal ganz schnell und unkompliziert: Bereits am Folgetag kann man ganz in der Nähe den immunisierenden Piks in den Arm bekommen, so die Info des Helferteams. Für ein paar Stunden richtet die Stadt Hamburg im benachbarten Freizeithaus Kirchdorf-Süd eine Impfstation ein. Impfwillige können jederzeit vorbeikommen, ein Krankenkassennachweis ist nicht erforderlich. Auch für den Ehemann von Claudia Rohe-Baur passt das Angebot perfekt – er arbeitet gleich um die Ecke. Zufrieden zieht die Fragestellerin vondannen. „Toll, die Idee mit dem Infomobil“, sagt sie. „So etwas hat hier gefehlt.“
Seit Januar 2021 ist das Corona-Infomobil – ein Gemeinschaftsprojekt des Kinderschutzbunds Hamburg, der Sozialbehörde und der Organisation „Mit Migranten für Migranten“ (MiMi) – auf den Straßen der Hansestadt unterwegs. An jedem Werktag und oft auch mehrmals täglich in einem anderen Stadtteil – Kirchdorf-Süd ist bereits die 111. Tour seit Jahresbeginn. Sozial benachteiligte Quartiere wie Billstedt, Mümmelmannsberg oder Wilhelmsburg werden verstärkt angesteuert, um die Bevölkerung für das Thema Impfen zu sensibilisieren. Das multilinguale Helferteam (gesprochen wird unter anderem Türkisch, Arabisch, Farsi und Russisch) hält entsprechende Infoblätter bereit und nimmt sich viel Zeit für persönliche Beratungen.
Sogar die Sozialsenatorin ist an diesem Tag hier, um sich persönlich ein Bild zu verschaffen. Angesichts der aktuellen Hamburger Erstimpfquote von bislang rund 70 Prozent sei es besonders wichtig, die Menschen aufzuklären und ihnen die Scheu vor dem Impfen zu nehmen, sagt Melanie Leonhard und lobt die MiMi-Mitarbeiter überschwänglich für ihren Einsatz: „Wir sind total auf Sie angewiesen!“ Auch künftig sollen Infomobil und Impftermin – wie in Kirchdorf-Süd – miteinander kombiniert werden. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass dies am sinnvollsten ist“, so die Senatorin.
Die Migrantenorganisation MiMi wurde vor 16 Jahren gegründet, etwa 100 engagierte Honorarkräfte – alle ebenfalls mit ausländischen Wurzeln – informieren regelmäßig über Gesundheitsthemen. Einige der häufigeren Fragen, die an diesem Tag gestellt werden, lauten: Soll man sich impfen lassen, wenn man schwanger ist? Macht mich die Impfung unfruchtbar? Brauche ich bereits eine dritte Impfung? Mit welchen Nebenwirkungen muss man rechnen? Ist die Impfung wirklich sicher?
Insbesondere die letzte Frage hört MiMi-Projektleiterin Isabel Marin Arrizabalagar oft. „Den Einwand, die Impfstoffe seien noch nicht lange genug erforscht und getestet worden, hören wir immer wieder“, sagt sie. Dabei wüssten viele Menschen nicht, dass MRNA-Impfstoffe – etwa im Zusammenhang mit SARS – bereits ausführlich erprobt worden seien. „Die Forschung ist da viel weiter fortgeschritten, als man denkt“, weiß Arrizabalagar zu berichten.

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