Ein Haus mit Geschichte: Die Schule Rahmwerder Straße (im Hintergrund) diente während der Flutkatastrophe 1962 als Stützpunkt für die schwierigen Rettungsarbeiten. Der damalige Hamburger Innensenator Helmut Schmidt habe seinerzeit höchstpersönlich auf den Eingangsstufen gesessen und sich die Sorgen und Nöte der Anwohner angehört, heißt es. Foto: cvs

Ch. v. Savigny, Georgswerder. Mehr Platz für Wilhelmsburgs Kreative: Nachdem die Stadtentwicklungsbehörde (BSW) knapp 1,5 Millionen Euro für die Sanierung der alten Schule an der Rahmwerder Straße lockergemacht hat, werden die Künstler, die bisher in der ersten Etage untergebracht sind, voraussichtlich das ganze Haus nutzen können.
Hintergrund ist der Umzug des Grundschulzweigs, der zur Elbinselschule gehört, in einen benachbarten Neubau. Laut Auskunft der Finanzbehörde soll das neue Schulgebäude etwa Mitte 2024 fertig werden. Die Baukosten betragen demnach rund zwölf Millionen Euro.
Das sogenannte „Künstlerhaus“ war 2010 gegründet worden, um Maler, Fotografen und andere Kunstschaffende im Stadtteil zu fördern. Damals ging man davon aus, dass der Schulstandort nicht mehr benötigt wird. Doch weil sich die Schülerzahlen stetig nach oben entwickelten, blieb die Schule in Betrieb – und die Kreativen mussten sich fortan mit einem Stockwerk begnügen.
Nun also die – für viele durchaus überraschende – Kehrtwende: Das knapp 120 Jahre alte, denkmalgeschützte Backsteingebäude wird für viel Geld renoviert und aufgehübscht: „Es ist sehr stark sanierungsbedürftig“, sagt Josefina Kordys vom Bezirksamt Mitte. Um die 1,5 Millionen Euro aus dem „Stadtentwicklungsfonds Lebendige Quartiere“ beantragen zu können, sei ein Konzept mit einem stärkeren „Quartiersbezug“ erstellt worden. „Damit es gelingt, das Haus zu halten und zu bewirtschaften, muss es zunächst baulich ertüchtigt werden und darüber hinaus auch weiteren lokalen Nutzerinnen und Nutzern offen stehen“, so Kordys. Eine Reihe von Georgswerder Institutionen sei in die Planung eingebunden. „Jetzt gilt es, eine Arbeitsplanung aufzustellen, die mit der Neubauplanung der Schule abzustimmen ist.“
Möglicherweise ist es sogar einem behördlichen Missgeschick zu verdanken, dass die Künstler (aktuell sind es fünf) das Gebäude weiter nutzen können: Denn nachdem die Entscheidung für den Schulneubau gefallen war, hatte die Finanzbehörde offenbar schlicht „vergessen“, das Haus fristgerecht zu entmieten. „Erstmal freuen wir uns, dass der schöne Altbau erhalten bleibt“, sagt Michael Eicks, Fotograf und Vorstand des Vereins Künstlerhaus Wilhelmsburg. „Dass wir nun vielleicht sogar die Möglichkeit bekommen, zu wachsen, ist natürlich toll. Wir erhalten immer wieder Anfragen von anderen Künstlern. Zum Beispiel gibt es gerade eine Theatergruppe, die sich vorstellen kann, bei uns Räume zu nutzen.“

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