
Von Dirk Andresen
Die radikale Schrumpfkur, mit der die Post und die Postbank-Konzernmutter Deutsche Bank ihr Filialnetz ohne Rücksicht auf Kundenservice und Monopol-Verantwortung immer weiter in die Gewinnzone rammt, hat im Hamburger Westen ein weiteres Opfer gefordert: Die Post- und Postbank-Filiale an der Ecke Rugenbarg/ Osdorfer Landstraße schloss jetzt für immer ihre Türen. Zurück bleiben – wie schon bei der Schließung der großen Post- und Postbank-Filiale in der Blankeneser Bahnhofstraße – geschockte, frustrierte und wütende Kunden.

Michael Wunsch (48), von Beruf Dokumentator, bringt die aufgestaute Wut auf den sich in immer kleinere Kioske zurückziehenden Branchenriesen auf den Punkt: „Eine absolute Frechheit, wie wir hier mit unseren Bedürfnissen im Stich gelassen werden. Wenn ich jetzt was bei der Post- oder Postbank zu erledigen habe, muss ich zig Kilometer bis zum Beselerplatz, ins EEZ oder in den Osdorfer Born fahren. Meine Mutter ist fast 80 Jahre alt, hat ihr Leben lang ihr Konto bei der Postbank hier gehabt, von da aus alle finanziellen Dinge erledigt. Jetzt weiß sie nicht weiter, weil Sie plötzlich alles per Onlinebanking regeln soll. Damit ist sie aber völlig überfordert. Was hier gemacht wird, ist nichts anderes als eine strukturelle Diskriminierung ganzer Bevölkerungsgruppen wie Alten, Behinderten oder ärmeren Menschen, die kein Auto haben und nicht so mobil sind.“
Stinksauer ist auch die langjährige Postbank-Kundin Sylvia Bania, die auf der Suche nach einer neuen Filiale Stunden opfern musste. „Wo kann ich jetzt meine Überweisung abgeben, lautete die Aufgabe. Ich folgte dem Hinweis der geschlossenen Filiale am Rugenbarg und fuhr ins Elbe-Einkaufszentrum. Dort gab es aber keinen Postbank-Service. Ärgern, neuen Fahrschein kaufen – und wohin jetzt? Am Beselerplatz im tiefsten Othmarschen wurde ich schließlich fündig.“ Ihr bitteres Fazit: „Die schlechte Behandlung und Benachteiligung der „analogen“, also meist älteren Menschen, ist diskriminierend und ein Armutszeugnis für so eine große Bank.“