Corona-Pandemie: Gesteigertes Infektionsgeschehen durch
Reiserückkehrer – Impfungen in Jobcentern – Schulbehörde plant Pilotprojekt „Lolli-Pool-Test“ und Anschaffung von mobilen Luftfiltern
Nur 18 Menschen lagen am Mittwoch mit Corona-Infektionen auf Hamburger Intensivstationen, die Sieben-Tage-Inzidenz (Anzahl der durchschnittlichen Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner) betrug knapp über Zwölf, im Impfzentrum Messehallen waren zahlreiche Termine verfügbar – alles erfreuliche Fakten.
Und doch sieht der Senat aktuell wenig Perspektive für Musikklubs, für Partys in geschlossenen Räumen, für eine Aufhebung der Sperrstunde auf dem Kiez und in der Schanze. Erst müsse die Inzidenz sinken und die Impfquote steigen.
Die zuerst in Indien entdeckte, sehr ansteckende Delta-
Variante des Corona-Virus hat sich in Hamburg durchgesetzt. Einen erheblichen Anteil daran haben Reiserückkehrer, die sich im Urlaub infiziert haben. Für eine Eindämmung der Pandemie müssen nach Schätzung des Robert-Koch-Instituts mindestens 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen und 90 Prozent der Senioren ab 60 Jahren vollständig geimpft sein.
Diese Werte zu erreichen, wird nicht leicht. In einigen ärmeren Stadtteilen hat die Impfkampagne keine Fahrt aufgenommen. Deswegen werden jetzt Impfungen vor Ort angeboten. Deswegen werden jetzt Impfungen vor Ort angeboten: in Jobcentern und Bürgerhäusern. 40.000 Hartz IV-Bezieher, die in Osdorf, Süderelbe, Billstedt, Mümmelmannsberg oder Mitte wohnen, werden angeschrieben und können sich online direkt über die Jobcenter-Internetseite einen Impf-Termin buchen. Ein mobiles Team des Hamburger Impfzentrums führt die Impfung vor Ort in den Jobcenter-Räumen durch. Verimpft wird der Impfstoff von Johnson & Johnson, bei dem eine einmalige Impfung ausreicht.
In der Kindertagesstätte im Bildungshaus Lurup, Moorwisch 2, gegenüber vom Netto Lüdersring, können Erwachsene aus Hamburg am Samstag, 24. Juli, zwischen 10 und 18 Uhr ohne Terminvereinbarung eine Corona-Schutzimpfung erhalten. 1.000 Dosen des Impfstoffs von Johnson & Johnson stehen zur Verfügung. Wichtig: Personalausweis und, falls vorhanden, gelbes Impfheft mitbringen. Wer sein Impfheft nicht mehr findet, kann trotzdem kommen!
Noch bis zum 20. Juli können sich Handwerker ohne vorherige Terminvereinbarung im Impfzentrum Messehallen zwischen 8 und 19 Uhr impfen lassen. Dies haben Stadt und Handwerkskammer vereinbart.
An den Hamburger Schulen soll es nach den Sommerferien vollen Präsenzunterricht geben. Dann werden Tausende ungeimpfte Kinder – für die unter Zwölfjährigen ist bislang gar kein Impfstoff zugelassen – aufeinander treffen. Was wurde in den letzten Wochen getan, um die Schulen besser vor Corona zu schützen?
CO2-Ampeln, die anzeigen, wann ein Klassenraum gelüftet werden sollte, wurden nicht angeschafft. „Die Schulbehörde hat den Schulen (im Herbst 2020, d. Red.) ein Budget von 400 Euro pro Klasse mit insgesamt fünf Millionen Euro für Corona-Sicherheitsmaßnahmen zur Verfügung gestellt. Dafür konnten die Schulen beispielweise auch CO2-Ampeln erwerben und aufstellen. Das hat eine Reihe von Schulen auch gemacht“, so Behördensprecher Peter Albrecht. In wie vielen Klassenräumen tatsächlich CO2-Ampeln stehen, weiß niemand.
Mobile Luftfilter können ergänzend zur obligatorischen Lüftung für bessere Luft in Klassenzimmern sorgen. Die Schulbehörde hat ihre lange Zeit ablehnende Haltung aufgegeben. Schulsenator Ties Rabe hat grünes Licht für die Beschaffung von mobilen Luftfiltergeräten für alle rund 9.000 Schulklassen und für rund 10.000 Unterrichtsräume der staatlichen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen gegeben. Hamburg wird dafür rund 20 bis 30 Millionen Euro investieren. Ziel ist es, die ersten Geräte unmittelbar nach den Sommerferien und die letzten Geräte spätestens bis zum Beginn der kühleren Jahreszeit im Oktober in allen Schulen aufzustellen.
Die Schulbehörde setzt weiter auf Maskenpflicht in Innenräumen, regelmäßiges Lüften, zwei Tests pro Woche und die Trennung von Altersgruppen. Allerdings ist für Grund- und Sonderschulen ein Pilotprojekt (siehe Infokasten) in Vorbereitung. „Wir prüfen derzeit, ob die sogenannten PCR-Lolli-Tests als Pooltests an Schulen eingesetzt werden können“, bestätigt Peter Albrecht.
Ihr Vorteil: Sehr hohe Zuverlässigkeit, frühes Erkennen einer Infektion. In NRW werden solche Tests in Kitas und Schulen bereits erfolgreich durchgeführt.
Lolli-Pool-PCR-Test
Eine Gruppe von Kindern, Jugendlichen und den dazugehörigen Beschäftigten lutscht morgens in der Kita oder Schule für etwa 30 Sekunden an einem Tupfer – so wie an einem Lolli. Danach stecken alle ihre Tupfer in dasselbe Pool-Röhrchen. Dabei werden die Proben also vermischt. Dieses Röhrchen geht dann ins Labor. Anders als Schnelltests sind diese Lolli-Tests keine Antigen-Tests, sondern aufwendige PCR-Tests. Damit lässt sich deutlich zuverlässiger und auch früher feststellen, ob eine Corona-Infektion vorliegt oder nicht.
Quelle: WDR
Corona-Zahlen
Die Sieben-Tage-Inzidenz (Anzahl der durchschnittlichen Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner) beträgt in Hamburg 13,8 (Stand 16. Juli). Seit Beginn der Pandemie haben sich 77.873 Hamburger mit Corona infiziert, rund 75.700 Personen gelten als geheilt (Stand 16. Juli). 802.957 Hamburger sind vollständig geimpft (Stand 15. Juli). Laut Robert-Koch-Institut sind bislang 1.603 Menschen in Hamburg an Corona gestorben (Stand: 15. Juli).