
Hütten 84: Laut Bezirksamt soll jahrelanger Leerstand bald ein Ende haben.
Von Reinhard Schwarz. Das winzige Fachwerkhaus steht eingezwängt zwischen Gebäuden aus dem späten 19. Jahrhundert. Elbe Wochenblatt-Leser Jens Meyer macht sich Sorgen um den Erhalt des Hauses am Hütten 84: „Ich komme seit zwei Jahren immer wieder an einem Haus vorbei, das sehr alt aussieht, jahrelang verdeckte ein Gerüst diesen Bau, und jetzt steht es seit einigen Jahren leer.“
Ist der Abriss geplant? Nein, so das zuständige Bezirksamt Hamburg-Mitte: „Der Leerstand ist bekannt.“ Das Haus werde aktuell saniert. „Im Anschluss erfolgt die Nutzung als Ferienhaus.“ Die entsprechenden Genehmigungen wurden erteilt, heißt es in der knappen Mitteilung der Bezirksamtssprecherin. Den Namen des Eigentümers dürfe das Bezirksamt aus Gründen des Datenschutzes nicht nennen.
Das Gebäude wurde 2008 unter Denkmalschutz gestellt. Laut Jens Meyer steht es seit 2016 leer. Unklar ist, warum das Bezirksamt den Leerstand des 220 Jahre alten Gebäudes zuließ. Jens Meyer verweist auf ein Gutachten der Ingenieurin Nadine Behrmann, das 2017 im Auftrag der Kulturbehörde erstellt wurde. Darin kommt die Expertin zu dem Ergebnis: „Dass das historische Gebäude in seiner Gesamtheit Denkmalwert besitzt und daher Eingriffe in die historische Bausubstanz so gering wie möglich zu halten sind“.
Die Bauforscherin hat sich auch intensiv mit der wechselhaften Geschichte des Hauses befasst (siehe Infotext). Die Bauherren und ersten Eigentümer waren demzufolge 1794 ein gewisser Jacob Bernhard Freytag und Jochim Hinrich Heidtmann, die in der Straße „Bey den Hütten“, später nur noch „Hütten“, ein neues Haus bauen wollten. Laut Gutachterin sei das Haus „eines der letzten sozialgeschichtlich aufschlussreichen Zeugnisse der bescheidenen Wohn- und Lebensverhältnisse von Kleinbürgertum und städtischen Unterschichten in Hamburg“, erinnere aber auch an die „vergangene jüdische Lebenswelt in der Hamburger Neustadt des 19. Jahrhunderts“.
Haus mit Geschichte:
1887 kaufte der Bäckermeister Fritz Karl Ludwig Appelles das Haus, das bis 1977 im Besitz der Familie war. Von 1911 bis 1955 befand sich im Erdgeschoss eine Brothandlung. Im Haus selbst lebten unter anderem Schweißer, Hafenarbeiter und Werftarbeiter, auch jüdische Mieter. 1977 erwarb die Hamburger Sparkasse das Gebäude und beantragte den Abriss, der aber nicht umgesetzt wurde. 1981 wurde das Haus vermietet, bis der Mieter 2016 starb. Im Erdgeschoss gab es zeitweise ein Café. RS