
Ohne die Eidelstedter zu beteiligen: Neuer Name für das ehemalige Bürgerhaus
Reinhard Schwarz, Hamburg
Bürgerhaus war gestern, Neubau und Altbau am Eidelstedter Platz heißen zukünftig „steeedt“, mit drei „e“. Für die Entwicklung dieses ungewöhnlichen Namens bekommt eine Berliner Kommunikationsagentur 20.022 Euro überwiesen: 17.522 Euro vom Bezirk Eimsbüttel, 2.500 Euro vom Stadtteilkulturzentrum. Die Eidelstedter wurden nicht gefragt.
Das Bürgerhaus Eidelstedt wird mit großem Aufwand saniert und ausgebaut. Die künftigen Hauptnutzer Kulturzentrum, Bücherhalle und Elternschule fanden, dass der bisherige Name dem neuen Stadtteilkulturzentrum nicht gerecht wird. Ein passenderer, modernerer Name sollte her.
Ich hoffe sehr, dass hier das letzte Wort noch nicht gesprochen ist
Ursula Kleinfeld,
Eidelstedter Bürgerverein
Dafür wurde eigens eine Berliner Kommunikationsagentur beauftragt. Man hätte auch die Eidelstedter Bürger nach Vorschlägen fragen können – tat dies aber nicht. Warum blieben die Bürger außen vor? „Die zukünftigen Hauptnutzerinnen haben sich dafür entschieden, den Namen gemeinsam in einem solchen Prozess zu entwickeln und nicht in Form eines Wettbewerbs“, erläutert Gebietsentwickler Simon Kropshofer (steg), der das Projekt im Rahmen der Gebietsentwicklung Eidelstedt-Mitte betreut hat.
Nicht nur das Verfahren ohne jede Bürgerbeteiligung, sondern auch dessen Ergebnis stehen in der Kritik. Mit „steeedt“ können viele wenig anfangen. „Was soll das? Haben sich das Käptn Blaubääär und Hein Blöööd ausgedacht?“, fragt zum Beispiel Ursula Kleinfeld, Vorsitzende des Eidelstedter Bürgervereins. „steeedt‘ – das zündet nicht. Ich hoffe sehr, dass hier das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.“
„Der gedachte, hoffentlich noch nicht endgültige Name ‚steeedt‘ enthält nichts Eidelstedt-typisches“, meint der Eidelstedter Joseph Glagla. Schließlich gebe es Ortsnamen mit der Endsilbe ‚stedt‘ „wie Sand am Meer“, sagt er mit Blick auf beispielsweise Lok-, Ohl- und Bergstedt.
Zustimmung für „steeedt“ kommt von Bürgerhausleiter Holger Börgartz, einem der Verantwortlichen des umstrittenen Verfahrens: „Der Name ‚steeedt‘ ist nicht der neue Name für das Eidelstedter Bürgerhaus, das gerne synonym für unseren Kulturbetrieb genutzt wurde, sondern der Dachname und der Ort, der eine bisher noch nicht dagewesene Mischung von Akteuren beherbergen wird.“
Und auch Dörte Ayecke, Leiterin der Elternschule Eidelstedt, verteidigt das Kunstwort: „Schön ist auf jeden Fall, dass ‚steeedt‘ experimentell, mutig und ganz neu ist. Und noch etwas: Er ist jetzt schon in aller Munde.“
Ob es angesichts der Kritik aus dem Stadtteil zu einer erneuten Namensfindung – diesmal mit Bürgerbeteiligung – kommt, steht noch nicht fest.
Was meinen Sie?
Wie finden Sie den Namen „steeedt“ – einfach nur daneben oder experimentell und mutig? Sollte man zudem bei der Namensfindung die Bürger beteiligen? Schreiben Sie uns – mit dem Stichwort/Betreff: „steeedt“ – an: Elbe Wochenblatt, Redaktion, Theodor-Yorck-Straße 6, 21079 Hamburg oder per E-Mail: redaktion@elbe-wochenblatt.de