Noch neun Tage: Der digitale Impfausweis zeigt in der Corona-App zum Beispiel auf dem Handy an, wie lange es noch dauert, bis der Schutz vollständig wirkt. Foto: pöp

Die Ansteckungszahlen sinken, Hamburg macht sich locker. Mehr Kontakte sind möglich, mit Einschränkungen auch Hotelübernachtungen, Sport, Restaurantbesuche, Veranstaltungen, sogar Volksfeste wie der Sommerdom. Draußen gibts – außer auf Wochenmärkten – keine Maskenpflicht mehr. Aber: Nach vielen Öffnungsschritten sind Bars und Clubs noch immer dicht, haben Lokale vor allem in den Szenevierteln wie der Schanze wegen Sperrstunde und Alkoholverbot weiter Umsatzeinbußen.

Das Impfen nimmt aber mangels Impfstoff immer noch nicht richtig Fahrt auf: Hamburg liegt zusammen mit Bayern mit einer Erstimpfquote von 46,0 Prozent im bundesweiten Vergleich (Stand 16. Juni) an vorletzter Stelle vor Sachsen (43,9 Prozent).
Dennis Thering (CDU) forderte deshalb, Bürgermeister Peter Tschentscher möge seine Beziehungen spielen lassen, um mehr Impfstoff für Hamburg zu organisieren: „Es muss doch möglich sein, dass Peter Tschentscher mit seinem SPD-Parteifreund und Impfbeauftragten des Bundes Christoph Krupp eine für Hamburg bessere Impfstoffversorgung hinbekommt.“
Wie auch immer dies gelungen ist: Anfang der Woche trafen 14.000 Zusatzdosen Biontech-Impfstoff in Hamburg ein. Um die neuen Impftermine konnten sich alle aus den Prioritätsgruppen 1 und 2 bewerben, innerhalb weniger Stunden waren die Termine vergeben. 9.600 Zusatzdosen AstraZeneca-Impfstoff sollten in Pflegeheimen verimpft werden, um unter anderem jene 1.600 Menschen zu schützen, die sich wegen einer Corona-Erkrankung vorher noch nicht impfen lassen konnten, berichtete der NDR. Außerdem spendete Schleswig-Holstein Hamburg 8.000 zuvor vom Nachbarn Dänemark erhaltene Dosen AstraZeneca-Impfstoff, die ab Mittwoch an Personen über 60 Jahren verimpft wurden. Vor allem Hamburger zwischen 18 und 60 Jahren warten aber noch immer auf eine Impfchance.

Für sie sei eine Aktion des Asklepios-Konzerns empfohlen: „Es darf nicht sein, dass Menschen noch vergeblich auf Impftermine warten, während gleichzeitig Impfstoff droht, verworfen zu werden“, ärgert sich Christoph U. Herborn, Chief Medical Officer der Asklepios Kliniken. Der Asklepios-Konzern startet deshalb eine „Aktion Resteverwertung“: Für alle Hamburger Asklepios-Kliniken gibt es eine digitale Warteliste, auf die man sich setzen lassen kann, um spontan angerufen und geimpft zu werden, wenn andere ihren Termin absagen oder sonstwie Impfdosen übrig bleiben.
Voraussetzung: Man kann eine Stunde nach dem Anruf in dem jeweiligen Krankenhaus sein. Sogar den Impfstoff kann man vorher wählen. Wie das genau funktioniert steht auf https://coronaimpfung.asklepios.com/impftermin-warteliste. Impftermine werden auf https://coronaimpfung.asklepios.com/impftermine angezeigt.

Wer die Impfung geschafft hat, kann sich den Nachweis seit vergangenen Montag – zusätzlich zum weiter gültigen gelben Impfpass – digital auf dem Handy speichern lassen. Dafür braucht es entweder die Corona-Warn-App oder die App „CovPass“ (startet am 1. Juli), die man sich aufs Handy herunterladen muss, und einen QR-Code. Den Code gibt‘s entweder direkt nach der Impfung im Impfzentrum oder in mehr als 300 von 400 Hamburger Apotheken (Liste unter www.mein-apothekenmanager.de, Impfnachweis und Ausweis mitnehmen!).

Über den QR-Code werden die Impfdaten mit einer der Apps im Handy gespeichert und können bei Bedarf (zum Beispiel beim Friseurbesuch, im Restaurant oder bei einer Grenzkontrolle) abgerufen werden. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung gibt‘s unter www.digitaler-impfnachweis-app.de. Schon am ersten Tag wurden 13.000 digitale Impfzertifikate erstellt, teilte der Hamburger Apothekerverein mit.
Ein neues lukratives Geschäft? Für die Dokumentation einer kompletten Impfung erhält eine Apotheke 20,17 Euro netto, sagt Thomas Friedrich vom Hamburger Apothekerverein. Er findet die Vergütung „angemessen“, denn „sie berücksichtigt den hohen technischen Aufwand, insbesondere auch in der Vorbereitung der neuen Dienstleistung, sowie den persönlichen Prüf- und Beratungsaufwand in der Apotheke.“
Später sollen laut Ankündigung der Ärztekammer die – schon jetzt mit dem Impfen gut ausgelasteten – Arztpraxen an dem System teilnehmen.

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