Vielseitiger Künstler: Jürgen Drese.foto: pr

Der Vielseitige: Jürgen Drese wuchs auf St. Pauli auf und lebt jetzt in einem Traumschloss

Von Jörg Marwedel. Jürgen Drese kennt viele große Künstler seiner Zeit persönlich. Hamburgs Ehrenbürger Siegfried Lenz etwa, den er als Assistent der Ur-Verfilmung der „Deutschstunde“ Mitte der sechziger Jahre als „äußerst freundlichen Mann“ erlebte. Oder Filmproduzent Gyula Trebitsch, mit dem er einen Streifen über Hamburg drehte. Auch dem Regisseur-Genie Rainer Werner Fassbender lief er in Berlin über den Weg. So etwas erzählt er nebenbei bei einem Stück Kuchen.

Jürgen Drese, 80, ist ja selbst ein Künstler mit vielen Begabungen. Nur konnte er sich nie entscheiden, welches seiner zahllosen Talente ihm das liebste war. Drese, an der Hochschule für Bildende Künste in Malerei, Bühnenbild und Film ausgebildet, hat nicht nur an Filmen und Theaterstücken mitgewirkt, Drehbücher und Übersetzungen geschrieben. Er malt – behält seine Bilder aber am liebsten selber – zeichnet, fotografiert. Er goldschmiedet und töpfert. Beim Fernsehen hätte er ebenfalls Karriere machen können. Aber das war ihm „zu spießig“.

Rockerbilder, Werbetexte und Skulpturen

So verdingte er sich zum Geldverdienen zunächst als Werbetexter. Für den Otto-Versand entwickelte er den Kinder-Katalog. Schließlich landete er, der eine Vorliebe für Lederklamotten hat, am Gymnasium Ohlstedt als Kunstlehrer. Der bunte Vogel mit den blauen Lederhosen, der auch Rocker-Bilder im Museum für Kunst und Gewerbe ausstellte, hat 30 Jahre lang als Beamter an der Schule Theater gemacht. Nach seinem Motto: „Wenn die Welt hässlich ist, muss ich für die Schönheit sorgen.“

Sicherheit, gibt er zu, war ihm aber auch wichtig. Deshalb wohnt er, der zum Teil bei seinem Stiefvater „Kuddl“ Tonner in der Spelunke „Tonners Eck“ an der Großen Freiheit aufwuchs, jetzt im eigenen Haus im noblen Wellingsbüttel. Das Wohnzimmer ist sein Atelier und das gesamte Heim quasi ein Museum, das alles zeigt, was Jürgen Drese in seinem schaffensreichen Künstlerleben produzierte. Gemälde an Wänden und Decken, Säulen, Kronleuchter, ein selbst angefertigtes Schloss Neuschwanstein, skurrile Skulpturen. Dazu schläft er im Bett, das der Faust-Darsteller Gustav Gründgens besaß.

Inzwischen macht der unermüdliche Jürgen Drese auch Bücher. Mit dem Alltagsdichter Andreas Greve hat er das Buch „1001 Elphi“ konzipiert. Er hat viele märchenhafte Bilder der Elbphilharmonie skizziert, Greve findet dazu pointiert lustige Verse. Aber Drese hat auch schriftstellerische Talente. Zuletzt kamen zwei Romane über Jan Blaufink heraus. Das war ein Hamburger Winkeljunge (so hießen die Straßenjungen) am Ende des 18. Jahrhunderts. Jan Blaufink war mit dem „Club der abben Köppe“ als Bürgerschreck bekannt. Die französische Revolution und die Piraterie hatten sie stark beeinflusst.

Jürgen Drese hat sich das Pirateriewissen und Manches über einflussreiche Hamburger Familien jener Zeit im Museum für Hamburgische Geschichte angeeignet. Das Meiste hat er schon vor 50 Jahren aufgeschrieben. Ein renommierter Verlag hat damals die Veröffentlichung abgelehnt mit der Begründung, das sei „Hauruck-Dramaturgie“. Im Blankeneser KJM-Verlag sieht man das ganz anders.

>> Jürgen Drese: „Jan Blaufink“, KJM Verlag, 312 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-96194-055-4

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