
Wolfgang Wittenburg, Süderelbe. 37 Jahre und sieben Monate lang war Susanne Lindenlaub-Borck als Pastorin in der Hausbrucher Thomas-Gemeinde aktiv. Zum 31. Januar wird sie jetzt in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.
In Bremen geboren, in Osdorf aufgewachsen, in Blankenese zur Schule gegangen, wollte die Hausbrucherin zuerst Lehramt studieren, landete dann aber bei Evangelischer Theologie. Ein Jahr ihres Studiums verbrachte Susanne Lindenlaub-Borck in Jerusalem, in der Dormitio Abtei der Benediktiner, die damals gerade für Protestanten und Frauen geöffnet wurde.
1983 übernahm sie ihre erste Pfarrstelle in der Hausbrucher Kirchengemeinde. Zuerst lebte sie mit Ehemann Sebastian Borck, ebenfalls ausgebildeter Pastor, im Pfarrhaus, direkt neben der Thomaskirche, in einer Wohngemeinschaft mit einem befreundeten Paar. Auch als vor 31 Jahren Sohn Tobias geboren wurde und vor 28 Jahren Michael dazu kam, war diese Konstellation „schlicht ideal“, findet Susanne Lindenlaub-Borck: „Weil man doch sagt, um ein Menschkind groß zu kriegen, braucht es die Hilfe eines ganzes Dorfes – und wir hatten so ein Dörfchen im eigenen Haus und in der Gemeinde.“
Unvergessen in ihrem Berufsleben: Die Trauerfeier für Mirco. Der 16-Jährige hatte sich vor einen Zug geworfen, um dem Terror einer Jugendgang zu entgehen. Lindenlaub-Borck hatte die Trauerfeier für Mirco in der Thomaskirche gehalten. „Diese Tragödie hat vieles bewegt und viel verändert. Zuerst entstand zusammen mit Mircos Freunden ein Konzept für einen neuen, offenen Jugendtreff im Stadtteil, dann folgte mit Unterstützung der Stadtentwicklungsbehörde und des Bezirks Harburg der Bau des Jugend-Café“, so Lindenlaub-Borck. „Wenn ich auf meine Zeit als Pastorin zurückblicke, dann habe ich gerade in schwierigen Zeiten auch in der Öffentlichkeit so viel Vertrauen und Unterstützung erlebt. Das fand ich immer sehr besonders!“
„Vielleicht,“ so überlegt sie, „hat das auch etwas mit meiner Grundhaltung als Pastorin zu tun gehabt: Erstmal genau zuhören und hinschauen und dann wirklich für die Menschen und ihre Situation da sein. Dass es so möglich war, war das Schönste in meinem Beruf!“
Ihre Gemeinde weiß Susanne Lindenlaub-Borck in den guten Händen von Fee Viktoria Meyer-Himstedt und Ulrich Krüger. Im Vorstand vom „Förderverein Neuwiedenthal“ bleibt sie weiter aktiv.
Wofür soll in Zukunft mehr Zeit sein? „Ich habe eine Ausbildung in Meditativem Tanz absolviert und möchte das wieder mehr tun.“ Zusammen mit ihrem Mann freut sie sich auf den komplett neuen Lebensabschnitt und sagt: „Ich werde es genießen, nichts mehr zu müssen. Gerne darf die Gelassenheit zunehmen und einen Traum habe ich auch, ich möchte gerne weben lernen.“