
Experten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung beantworteten
Fragen der Wochenblatt-Leser
Birgit Malchow, Berlin/Hamburg. Die vielen Anrufe der Wochenblatt-Leser brachten die Experten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mächtig ins Schwitzen. Hier ein Überblick über die häufigsten Fragen und die Antworten.
Laut meiner Tochter muss ich mich impfen lassen, weil ich Diabetikerin bin. Stimmt das?
Nein, die Impfung ist ein Angebot, keine Pflicht. Zur Impfung wird geraten, da es sich beim Coronavirus um ein neuartiges, ansteckendes Virus handelt, das die teils lebensgefährlich verlaufende Krankheit COVID-19 verursacht. Das Risiko für einen ernsten Krankheitsverlauf steigt mit zunehmendem Alter und bei bestimmten Vorerkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes. Personen mit Diabetes gehören nach der Impfverordnung zur dritten Personengruppe, die geimpft werden soll. Hierzu zählen zum Beispiel auch alle Menschen ab 60 Jahre.
Ich bin unsicher, ob ich mich impfen lassen soll. Man sagt, der Corona-Impfstoff rege die Körperzellen an, das Corona-Virus selbst zu produzieren …
Das stimmt nicht. Die neuen Impfstoffe enthalten lediglich Teile der Erbinformation des Virus. Ein Entstehen von kompletten vermehrungsfähigen Viren ist ausgeschlossen. Die neu gebildeten, ungefährlichen Virus-Schnipselchen (Virus-Proteine) aktivieren aber das Immunsystem. Falls eine geimpfte Person später in Kontakt mit dem Corona-Virus kommt, erkennt das Immunsystem den Krankheitserreger und bekämpft ihn.
Kann die Boten-RNA im Impfstoff das Erbgut verändern?
Menschliches Erbgut befindet sich im Zellkern. Dorthin kann die Boten-RNA nicht vordringen. Auch Schnupfenviren transportieren regelmäßig Boten-RNA -Teile in die Körperzellen. All dies hat keine Auswirkungen auf das Erbgut.
Der Impfstoff wurde doch extrem schnell entwickelt. Wie kann er da sicher sein?
In Deutschland werden generell nur Impfstoffe genehmigt, die sehr strenge Sicherheitsstandards erfüllen und die umfangreichen klinischen Prüfungen unterzogen wurden. Die Sicherheitsprüfungen wurden für die Corona-Schutzimpfung insofern beschleunigt, als dass die klassischen Prüfschritte parallel und nicht zeitversetzt erfolgt sind. Dabei wurden aber keine Prüfschritte ausgelassen. In die Studien werden mehrere zehntausend Personen einbezogen. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind bisher nicht gehäuft aufgetreten. Die Arzneimittel werden aber auch nach der Zulassung weiter aktiv überwacht, sodass hier immer mehr Erkenntnisse in den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen gewonnen werden.
Ich habe gehört, dass nur Gesunde für die Testimpfungen herangezogen wurden. War das so?
Nein. Es wurden auch ältere Menschen sowie Risikopatienten mit bestimmten Vorerkrankungen oder Übergewicht in die klinischen Prüfungen aufgenommen.
Einige sehr seltene Komplikationen nach dem Impfen werden vielleicht erst in ein paar Monaten zutage treten. Werden die noch erfasst?
Auch nach der Zulassung werden mögliche Nebenwirkungen ständig kontrolliert. Als sehr seltene Nebenwirkung gilt beispielsweise ein Fall auf mehr als 10.000 Geimpfte. Nebenwirkungen und Impfreaktionen erfasst in Deutschland das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) – zentral und unabhängig vom Hersteller. Nationale und internationale Beobachtungen werden gebündelt. So können auch Risiken von Impfstoffen aufgezeichnet werden, die so selten sind, dass sie erst nach sehr vielen Impfungen sichtbar werden.
Warum dauert es mehrere Wochen, ehe man nach der Impfung immun gegen Corona ist?
Das körpereigene Immunsystem benötigt diese Zeit, um den Schutz aufbauen zu können. Daher die zweimalige Impfung innerhalb von drei bis vier Wochen. Und dann noch einmal das ein- bis zweiwöchige Warten, bis der Schutz vollständig erreicht ist. Nach derzeitiger Kenntnis sind dann bis zu 95 von 100 geimpften Personen geschützt. Da der Schutz nicht sofort nach der Impfung einsetzt und auch nicht bei allen geimpften Personen vorhanden ist, ist es trotz Impfung notwendig, dass Sie sich und Ihre Umgebung schützen, indem Sie die AHA-Regeln beachten, zusätzlich regelmäßig lüften und die Corona-App nutzen.
Kann es zu Problemen nach der Impfung kommen?
Es können Schmerzen an der Einstichstelle und Abgeschlagenheit auftreten, des Weiteren Kopf- und Muskelschmerzen, Frösteln oder Gelenkschmerzen. Die Einstichstelle kann sich röten oder anschwellen, es kann zu Fieber oder Übelkeit kommen. Auch Lymphknotenschwellungen, Schlaflosigkeit, Schmerzen in Arm oder Bein, Unwohlsein und Juckreiz an der Einstichstelle sind möglich. Die Reaktionen können bis zu drei Tagen anhalten.
Es kann ja sein, dass ich bereits Covid-19 hatte, ohne es zu bemerken. Wäre dann die Impfung für mich gefährlich?
Nein, die Impfung wäre für Sie nicht schädlich. Personen, bei denen in der Vergangenheit eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus nachgewiesen wurde, müssen zunächst jedoch nicht geimpft werden.
Wie kann man einen Impfstoff spritzen, der mit minus 70 Grad völlig vereist ist?
Der Impfstoff wird nur bei minus 70°C aufbewahrt, nicht gespritzt. Kurz vor der Impfung taut man ihn auf und verdünnt ihn mit einer schwachen Kochsalzlösung, die bei normaler Kühlschrank- oder Raumtemperatur gelagert wird.
In den Impfgruppen habe ich die Kinder vermisst. Müssen sie nicht geimpft werden?
Es ist so, dass die Wirksamkeit und Sicherheit der Impfstoffe für diese Altersgruppe noch nicht ausreichend untersucht wurde. Planungen für belastbare Studien liegen vor und wurden in kleinem Rahmen auch begonnen.
Bei mir wurde Prostatakrebs diagnostiziert. Ich bin erst 49 Jahre. Gehöre ich zu einer Risikogruppe? Bin ich früher dran mit dem Impfen?
Wir müssen zwischen Risikofaktoren und Vorerkrankungen unterscheiden. Vorerkrankungen sind im Allgemeinen weniger bedeutsam als das Alter. Das Lebensalter eines Menschen ist der wichtigste Faktor für einen schweren oder sogar tödlichen Verlauf. Es gibt allerdings einige Vorerkrankungen, die das Risiko erhöhen, wie Trisomie 21, chronische Nierenerkrankungen, Demenz, Herzinsuffizienz und Diabetes. Auch Organtransplantationen und ausgeprägtes Übergewicht können einen schweren Verlauf verursachen.
Mehr Informationen
Informationen der BZgA zum Corona-Virus und zur Corona-Schutzimpfung finden Sie unter:
www.infektionsschutz.de/coronavirus/
www.infektionsschutz.de/coronavirus/schutzimpfung
www.corona-schutzimpfung.de
Servicenummer: Tel 116 117
Beratungstelefon der BZgA unter der kostenlosen Rufnummer Tel 0800-23 22 783
(Mo-Do 10-22 Uhr, Fr-So 10-18 Uhr.)