Spaß am Jugendfußball: Elena Tyabut und Herbert Kessler, der sich beim SV West Eimsbüttel um Talente kümmert. Foto: Dirk Andresen

Von Dirk Andresen. Das Feuer brennt immer noch – nach all den Jahren. Wenn Herbert Kessler über seine große Liebe spricht, funkeln seine Augen und er gestikuliert leidenschaftlich mit Händen und Armen. Der Fußball ist sein Leben, genauer gesagt, das Spiel mit dem runden Leder und wie man es unserer Kleinsten spielerisch, kindgerecht, aber auch mit der nötigen Disziplin vermittelt.

Und das macht der kürzlich 80 Jahre alt gewordene jetzt seit 52 Jahren, 49 davon als Jugendleiter beim SV West Eimsbüttel. Dafür wurde er mit Lob und Ehrungen überschüttet. Der Hamburger Fußball-Verband verlieh ihm für seine Lebensleistung bei „Wespe“ die Goldene Ehrennadel – überreicht durch Herbert Kesslers großes und ewiges Vorbild, Uwe Seeler. Der Verein wollte ihn mit einer großen Feier ehren, aber das wollte er nicht. „Die Kinder stehen doch im Vordergrund, nicht ich“, stellt Kessler klar.

Kinder wie Vito, der zehnjährige Sohn von Elena Tyabut. Die sympathische mit einem Hamburger verheiratete Russin kam vor ein paar Jahren mit ihrem Filius zu Kessler. Woanders gab es keinen Platz im Team. Bei Herbert Kessler wurde Vito schnell ein verdammt guter Kicker. „Ich schicke keine Kinder weg. Das ist doch schlimm, nimmt ihnen Selbstvertrauen und die Liebe zu unserem schönen Sport. bei mir bekommt jeder seine Chance. Wenn sich nach ein paar Monaten dann zeigen sollte, dass jemand wirklich zwei komplett linke Füße hat, kann man immer nochmal über die Sache reden.“ Elena Tyabut: „Er gibt den Kindern auch die Zeit, sich zu entwickeln. Und er kann einfach prima mit ihnen umgehen.“ Dass der Erfolg bei einem Coach, der nicht als Drillmeister, sondern als einfühlsamer Lehrer für Fußball und auch sonst noch einiges im Leben auftritt, durchaus ein ständiger Wegbegleiter ist, beweist Kesslers Bilanz: 40 mal stieg er mit seinem Teams in fünf Jahrzehnten auf.

Aktuell coacht er drei F-Jugend-Teams seines Vereins. Gerade darf wegen Corona nicht trainiert werden. Aus Herbert Kesslers Sicht eine traurige und schlimme Situation: „Die Eltern haben zu kämpfen, haben mehr schlechte Laune als sonst, sind gereizt, das merken die Kinder und verstehen es einfach nicht. Und dann dürfen sie auch noch nichtmal nach draußen, um sich auszutoben.“

Er liebt die Kinder – und die Kinder ihn. Aber was ist sein Geheimnis? Wie pflanzt er Vertrauen und Respekt gleichermaßen ein? Kessler Credo: „Ich war zwar selbst nie der ganz große Fußballer. Aber ich habe schon früh gemerkt, dass es mir liegt, Menschen zu führen. Dazu gehört viel Fingerspitzengefühl, Einfühlungsvermögen aber auch Respekt. Alle Kinder siezen mich, aber sie vertrauen mir und ich ihnen. Als Trainer muss ich kein Ronaldo sein, aber ein Vorbild.“

Das Zeug dazu hat Herbert Kessler im Überfluss, auch in Sachen Humor. Er lässt seine Jungs und Mädels regelmäßig Turniere um die „Goldene Ananas“ oder den „Goldenen Stopper“ ausspielen. Sein bekanntester Schützling ist allerdings nicht Fußballprofi sondern Fernsehstar geworden. RTL-Moderator Oliver Geissen machte unter Herbert Kessler schon am Ball auf sich aufmerksam: „Er war sogar Kapitän unserer A-Jugend. Sehr talentiert.“ Geissen hat’s geschafft, wenn auch nicht als Kicker. Aber im Leben – und wohl ein bisschen auch wegen Herbert Dressler. Wie so viele andere …

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