Mit rund 1.000 Besuchern pro Quartal ist das Veddeler Gesundheitsprojekt nach eigenen Angaben gut ausgelastet. Foto: cvs

Verstärkung gesucht: Veddeler Gesundheitszentrum will zusätzlichen Sozialberater einstellen

Christopher von Savigny, Veddel

Wer wenig Geld hat, wird schneller krank: Was vielleicht ein wenig nach Binsenweisheit klingt, ist längst wissenschaftlich erforscht und bewiesen. Derlei Missstände zu beheben, hat sich die 2017 gegründete Veddeler Poliklinik zur Aufgabe gemacht.

Mehrmals pro Woche wird in der Einrichtung am Veddeler Zollhafen nicht nur medizinische, sondern auch soziale und psychologische Hilfe für bedürftige Familien und Einzelpersonen angeboten. Nachdem bereits im vergangenen Jahr die Stelle eines mobilen Stadtteilbetreuers („Community Health Nurse“, kurz „CHN“) neu geschaffen worden war, will die Poliklinik nun abermals aufstocken: Die in letzter Zeit stark frequentierte Sozialberatung wird aufgeteilt und mit einem zusätzlichen Mitarbeiter ergänzt. „Es besteht extrem hoher Unterstützungsbedarf“, sagt Milli Schroeder vom Gründungsteam der Poliklinik.

Der neue Berater soll ab September halbtags arbeiten und sich in den Themenfeldern Sozial-, Migrations-, Familien- und Jugendrecht auskennen. Mehrsprachigkeit ist im Multikulti-Stadtteil Veddel von großem Nutzen. „Wir erleben es regelmäßig, dass Familien zu uns in die Beratung kommen, die nicht nur soziale, sondern zusätzlich auch finanzielle und gesundheitliche Probleme haben“, erläutert Schroeder.

Beispielsweise, wenn sich erst im Laufe des Gesprächs herausstelle, dass das Jobcenter nicht genug zum Lebensunterhalt zahle, die Wohnung schimmelig sei und Asthmaanfälle verursache, der Vermieter Schwierigkeiten mache und so weiter. „Die Liste ließe sich problemlos fortsetzen“, sagt Schroeder. Ab Januar nennt sich diese neue Form der ganzheitlichen Beratung „Care Coordination“ – im Gegenzug bekommt die bisherige ambulante Betreuuung eine zusätzliche Stelle.

Die Praxis des Veddeler Gesundheitszentrums hat zurzeit sieben Mitarbeiter, darunter drei Ärzte. Für die Beratungsangebote sind weitere sieben Mitarbeiter zuständig. Die Einrichtung hat pro Quartal rund 1.000 Besucher. Finanziert wird die Poliklinik durch Sponsoren und Fördermitglieder. Für die Stelle der „Community Health Nurse“ gibt es Geld von der Robert-Bosch-Stiftung. Dank eines gemeinsamen Forschungsprojekts mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) kann ab Oktober eine zweite CHN-Stelle eingerichtet werden.

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