Viele Bewohner der Seniorenwohnanlage Gloria in der Lüneburger Straße sind nicht mehr so gut zu Fuß und waren durch den Ausfall des Fahrstuhls an ihre Wohnung gefesselt. Foto: sl

Aus dem fünften Stock geht’s über 93 Stufen hinaus – mit Rollator nicht zu schaffen

Sabine Langner, Harburg. Lydia K. (Name der Redaktion bekannt) hat Tränen in den Augen. An sich wohnt die 90-Jährige gern in ihrer Wohnung im fünften Stock in der Seniorenwohnanlage Gloria in der Lüneburger Straße. Doch die vergangenen zehn Tage waren für sie ein Martyrium. Weil der einzige Fahrstuhl ausgefallen war, konnte die Seniorin ihre Wohnung nicht verlassen. Der einzige Weg hinaus führt über 93 Stufen! Das ist für gesunde Menschen schon anstrengend, für Senioren ein unüberwindliches Hindernis.
„Ich bin auf einen Rollator angewiesen“, berichtet Lydia K.. „Normalerweise fahre ich mit dem Fahrstuhl runter und gehe die paar Schritte rüber in den Supermarkt, um Lebensmittel einzukaufen. Auch setze ich mich bei schönem Wetter gern auf eine Bank in der Lüneburger Straße. Jetzt bin ich völlig verzweifelt“, klagt die alte Dame.

„Es kann doch nicht sein, dass eine Reparatur so lange dauert. Ich habe mich für eine altersgerechte Wohnung entschieden, weil ich die vielen Treppen in meinem Haus nicht mehr geschafft habe. So geht es auch den meisten anderen hier. Vor fast allen Türen stehen Rolllatoren oder Rollstühle. Und nun sind wir hier gefangen. Meine Familie ist im Urlaub. Wenn ich nicht Hilfe von den reizenden Pflegedienstmitarbeitern bekommen würde, dann hätte ich nichts zu essen.“
Auch ein anderer Bewohner des Hauses ist empört. „Ich bin zwar noch einigermaßen gut zu Fuß“, sagt der 79-Jährige, der seinen Namen nicht nennen mag. „Aber ich habe gerade eine Bypass-Operation hinter mir. Ich wohne im fünften Stock. Bis zum zweiten Stock schaffe ich die Treppen. Dann muss ich mich eine Weile hinsetzen, bevor ich den Aufstieg schaffe.“

Ein Zettel klebte an dem kaputten Aufzug. Foto: sl

Inzwischen sind zehn Tage vergangen, der Fahrstuhl ist gerade repariert. Hungern musste in den vergangenen Tagen natürlich keiner der Bewohner. „Wir haben vom ersten Tag an einen Einkaufsdienst angeboten, der auch sehr stark genutzt wurde. Wenn jemand einen Arzttermin hatte, haben wir dafür gesorgt, dass die Menschen nach unten getragen wurden. Und wir waren sofort mit dem Vermieter im Gespräch“, sagte Harald Krüger, Chef des DRK Harburg, das die Einrichtung betreut.
Bernd Westermann, Geschäftsführer der Vermieter-Firma Schütt, bedauert den Vorfall: „Das ist extrem ärgerlich und tut mir von Herzen leid. Wir haben sofort reagiert und die Aufzugsfirma mit der Behebung des Schadens beauftragt. Aber leider waren gleich drei Teile an dem Lift kaputt, und es dauerte so lange, bis die Teile lieferbar waren. Jetzt sollte alles wieder laufen. Wir wollen unsere Mieter ja nicht ärgern.“

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