Olaf Zimmermann, Harburg. Seit Anfang 2019 können in Harburg Bilder so einfach ausgeliehen werden wie Bücher. Der Verein „Kunstleihe Harburg“ hat zeitgenössische lokale Kunst so für viele einfach zugänglich gemacht. Das Prinzip ist simpel: Wer ein Werk für Zuhause oder fürs Büro ausleihen möchte, muss für drei Monate sechs Euro berappen. „Die mittlerweile gut 70 Dauerleihenden, die je zwei bis drei Werke alle Vierteljahr wechseln und so gesamt über 100 Werke aktiv nutzen, beweisen uns, wie groß das Interesse an aktueller Kunst im Bezirk ist“, so Sabine Schnell vom Team der Kunstleihe.
Jetzt kommt zum analogen Erlebnis – ganz corona-like – das digitale hinzu. Die eigene Website ist nun online: www.kunstleihe-harburg.de
In dem Webportal sind rund 200 Werke von Künstlern wie Petra Hagedorn, Anke de Vries, Yvonne Lautenschläger oder Harald Finke zu sehen, mit Angaben zu Maßen, Techniken und Materialien. Biografische Daten sollen noch ergänzt werden. Die Bilder können über das Portal auch schon reserviert werden.
Das Portal ist mit dem Museumsportal der Museumsgenossenschaft digicult verbunden. Digicult mit Sitz in Kiel wurde gegründet, um Museumsbestände nach und nach zu digitalisieren und so auch für die Nachwelt zumindest in digitaler Form zu erhalten und sichtbar zu machen.
„Das Prinzip hat uns von Beginn an gut gefallen, obwohl wir ja kein Museum sind. Aber durch diese technische Möglichkeit können auch wir auf lange Sicht die aktuelle Kunst Harburgs ins digitale Gedächtnis bringen und sichtbar machen“, erläutert Sabine Schnell.
„Wir hatten für die Programmierung als auch Erfassung der Werke bei verschiedenen Stellen um Zuschüsse gebeten. Aber bei uns entstand der Eindruck, dass zwar alle von Digitalisierung reden, aber kaum wissen, was es wirklich damit auf sich hat“, sagt Sabine Schnell, die als selbständige Grafikerin dies nur schaffen konnte, weil aufgrund der Corona-Pandemie derzeit Aufträge im eigentlichen Broterwerb brach liegen.
Neben dem Werksverzeichnis finden Portalsbesucher auch Kursangebote aus dem Kunstbereich sowie kommende und aktuelle Ausstellungen lokaler Künstler. Ein „Blog“ wird künftig über die hintergründige Arbeit des Kunstleihe-Teams informieren und Erfahrungsberichte von Kunstleihenden schildern.
„Kunst erfährt Respekt“
Funktioniert die Kunstleihe hier in Harburg? Nachgefragt bei Sabine Schnell vom Verein Kunstleihe Harburg.
Ist die Kunstleihe im Hamburger Süden angekommen? „Trotz Corona läuft die Kunstleihe echt prima. Unsere ohnehin guten Erwartungen wurden übertroffen. Zur Zeit sind fast 100 Werke verliehen. Selbst in Zeiten der Kontaktsperre haben wir drei neue Mitglieder gewonnen. Ein Zugezogener in der Hafencity hatte von seiner bisherigen Artothek im Süden der Republik von uns gehört und sich seine neue Wohnung gleich mit vier Werken aus Harburg eingerichtet.“
Welche Werke werden bevorzugt ausgeliehen? „Das geht quer Beet. Es gibt zwar Werke von Petra Hagedorn und Yvonne Lautenschläger, die bisher häufiger verliehen wurden. Aber auch recht „sperrige“ Werke haben bisher ihre Abnehmer gefunden.
Hilfreich für einige Künstler war, dass wir in der ausstellungsfreien und für Kreative fast einnahmelosen Zeit einige Werke verkaufen konnten. Blöd für uns, da wir sie nun nicht mehr im Bestand haben. Aber es ist schon schön zu erleben, wie Kunst auch in Harburg ihren Respekt erfährt.“
Kunstleihe Harburg
Meyerstraße 26
Öffnungszeiten:
do-fr 15 bis 18 Uhr,
sa 12 bis 17 Uhr
Während der Corona-
Einschränkungen bitte vorher anrufen: Tel 300 969-48 oder
eine E-Mail senden an kontakt@kunstleihe-hamburg.de