
Für die einen ist es ein ungenutztes Rückhaltebecken, für viele Groß Flottbeker ein wichtiges Stück Natur im Stadtteil. Wer den Flottbeker Markt verlegen will, um dort Wohnungen zu bauen, braucht dazu eine geeignete Fläche in der Nachbarschaft. Die Hamburger Projektentwicklungsgesellschaft PEG schlägt das nahe gelegene Gelände der beiden Regenrückhaltebecken am Flottbeker Marktweg vor.
Seitdem an der Seestraße ein neues Siel gebaut wurde, haben die Becken ihren Zweck für die Hamburger Stadtentwässerung verloren. In den vergangenen Jahren ist die Fläche dicht bewachsen und zum Lebensraum für Vögel und Insekten geworden. Südlich der Becken schließt sich ein geschütztes Biotop an, wo sich die Quelle der Röbbek und ein Sumpfgebiet befindet.
Die PEG betont, dass auf das geschützte Biotop „nicht zugegriffen“ werde. Das Regenrückhaltebecken sei eine mit einer Betondecke versiegelte Fläche, „die teilweise mit Büschen und Gräsern“ bewachsen sei. Die PEG wolle „wertvollere Vegetation als diese in Form begrünter Dächer und grüner Höfe auf der heute noch versiegelten Marktfläche schaffen“.
Die Initiative „Rettet den Flottbeker Markt“ sieht das Gebiet der Becken als Erweiterung des angrenzenden Röbbek-Biotops. „Wenn dort gebaut wird, hätte das Auswirkungen auf das gesamte Gebiet. Es entstünde ein Domino-Effekt“, so Jörg Sadrozinski.
Tatsächlich ist von den grauen Betonbecken am Marktweg schon seit Jahren wenig zu sehen, auch einige Bäume sind dort gewachsen. Die Initiative hat einen Bewertungsbogen der Biotopkartierung auf ihre Website gestellt, die dem Gebiet eine „hohe Bedeutung in einem Biotopkomplex“ oder „als Puffer“ zumisst. Als Maßnahmen werden darin unter anderem empfohlen, den „Standort zu vernässen und die Versiegelung zu entfernen“.
Um zu klären, wie wertvoll das Gebiet für den Naturschutz tatsächlich ist, hat die Bezirksversammlung Altona bei der Umweltbehörde ein Gutachten eingeholt.
Aus dem Hinterzimmer in den Steenkampsaal
An einer möglichen Verlegung des Flottbeker Marktes auf die ehemaligen Regenrückhaltebecken am Flottbeker Marktweg scheiden sich im Hamburger Westen die Geister. Hinzu kommt die lange Geheimnistuerei um das Vorhaben: Dass ein Investor seit 2018 auf der bisherigen Marktfläche Wohnungen bauen möchte, war erst durch eine Anfrage des SPD-Bezirksabgeordneten Andreas Bernau bekannt geworden (das Elbe Wochenblatt berichtete). Nun stellte sich die Hamburger Projektentwicklungsgesellschaft PEG erstmals den Anwohnern vor.
„Die bisherige Planung hat den Charakter einer Studie“, sagt der für die Kommunikation zuständige Matthias Onken. Man habe schon früher an die Öffentlichkeit gehen wollen, aber eine im Frühjahr geplante Informationsveranstaltung sei wegen der Corona-Pandemie abgeblasen worden. Onken versucht als ehemaliger Jounalist von „Hamburger Morgenpost“ und „Bild“-Zeitung für eine bessere Außendarstellung der bislang öffentlichkeitsscheuen PEG zu sorgen. „Mit kühlem Kopf und cleveren Konzepten manövrieren wir Sie durch stürmische Zeiten“ heißt es dazu auf der Homepage seines Unternehmens „Onken + Partner“. Außerdem heißt es:„Profitieren Sie von unseren Verbindungen zu Medien, Politik und Gesellschaft. Wir öffnen für Sie verschlossene Türen.“ Da kann es vermutlich nicht schaden, dass er mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Dorothee Martin unter derselben Anschrift das Unternehmen „Onken + Martin“ mit „Fokus auf die Immobilenbranche“ betreibt. Onken stellt dazu klar, dass Martin mit dem 2011 gegründeten Unternehmen „Onken + Partner“ nichts zu tun habe.
Die Reaktionen im Stadtteil zeigen, dass es wirklich stürmisch werden könnte. Eine Verlegung des Marktes ist in Flottbek gelinde gesagt wenig populär. „Viele sind empört und die allermeisten dagegen“, sagt Jörg Sadrozinski, der mit einigen Nachbarn die Initiative „Rettet den Flottbeker Markt“ gegründet hat. Nachdem die Anwohner zunächst Flugblätter verteilt hatten, stellen sie auf einer eigenen Homepage viele Dokumente ins Netz. „Es handelt sich um Flächen der Stadt. Seit 2018 wurde alles, was damit zu tun hat, hinter verschlossenen Türen mit der Verwaltung besprochen. Das wollen wir ändern und für Transparenz sorgen“, so Sadrozinski.
Nach einigem Hin und Her gab die PEG der Initiative die Erlaubnis, eine von ihr aufwändig erstellte Broschüre mit Luftbildern und Skizzen online zu veröffentlichen. Das „Handout“ war bei dem Treffen am 2. Juli unter dem Titel „Ideen für den Flottbeker Markt“ im Steenkampsaal an die Anwohner verteilt worden.
Dort steht, dass eine drei- bis fünfgeschossige Bebauung mit Mietwohnungen, Apartments für Senioren und Studenten angedacht werde. Die Zukunft des Wochenmarktes sei gesichert. Erste einzelne Kontakte mit dem Marktmeister und Marktvertetern positiv gewesen, so die PEG.
Die Initiative prüft ein Bürgerbegehren zum Erhalt des Flottbeker Marktes am jetzigen Standort. Sadrozinski: „Wir lassen uns juristisch beraten, haben aber keine Eile.“
[…] Adrian erfüllt damit die Forderung der Anwohnerinitiatibe „Rettet den Flottbeker Markt“, die von der PEG am 2. Juli zu einer Informationsveranstaltung in den Steenkampsaal eingeladen worden war. Die Ideen hatten die Anwohner nicht überzeugt, sie planten ein Bürgerbegehren (das Elbe Wochenblatt berichtete). […]