
Denickestraße: Andreas Schneider darf sein Fahrzeug auf einmal nicht mehr vor der Tür abstellen – obwohl er kaum noch gehen kann
Sabine Langner, Harburg. Andreas Schneider ist wütend und verzweifelt. Der 61-jährige Ex-Fernfahrer ist schwer krank. Seine Knochen machen nicht mehr mit. Seit einem Krankenhausaufenthalt vor einem Monat kann er sich nur noch mit Hilfe eines Rollators in der Wohnung bewegen. „Das klappt mit Schmerzmitteln so einigermaßen“, erzählt er. Jetzt sieht es so aus, als ob er die Wohnung gar nicht mehr verlassen könnte – Vermieterin Saga will seinen Elektroroller nicht vor dem Haus dulden.
Weil er schon eine ganze Weile zunehmend Schwierigkeiten hatte, kaufte sich Schneider im Februar einen Motorroller. Der stand bisher direkt vor der Haustür in der Denickestraße. Die wenigen Stufen vom Haus zum Roller konnte Andreas Schneider mit Hilfe des Treppengeländers bewältigen.
Doch Mitte Juni kam von der Vermieterin – der Saga – ein Schreiben, dass er den Roller sofort entfernen müsse. So dicht am Haus bedeute dieses Fahrzeug eine Brandgefahr. Andreas Schneider suchte daraufhin sofort das Gespräch mit einer Sachbearbeiterin der Saga. „Als meine Frau und ich 1984 hier eingezogen sind, hatten wir noch ein Motorrad“, erinnert sich Andreas Schneider. „Der Hausmeister sagte uns damals, dass wir eine Genehmigung brauchen, um die Maschine direkt vor dem Haus abstellen zu können. Die haben wir auch mündlich bekommen.“
Ich komme da nicht mehr hin, weil ich mich nirgendwo
festhalten kann
Andreas Schneider
Damals war es reine Bequemlichkeit, das Motorrad vor der Tür parken zu können. Heute ist es für ihn lebenswichtig. „Es sind zwar nur rund 50 Meter bis zur Straße, aber ich komme da nicht mehr hin, weil ich mich nirgendwo festhalten kann. Ich bin gefangen in meiner Wohnung“, klagt Andreas Schneider. „In den letzten 36 Jahren war es nie ein Problem, dass ein Motorrad vor der Tür stand – warum denn jetzt auf einmal?“
Gunnar Gläser, Pressesprecher der Saga, versteht das Problem, hat aber auch das Wohl der anderen Mieter im Blick. „Es geht darum, Rettungswege freizuhalten zu denen beispielsweise auch Treppenhäuser und Eingangsbereiche gehören“, schreibt er auf Anfrage des Wochenblattes. Benzinbetriebene Fahrzeuge dürften aus Sicherheitsgründen niemals innerhalb oder in unmittelbarer Nähe von Wohngebäuden abgestellt werden. Doch es zeichnet sich ein Kompromiss ab: „Wir haben dem Mieter angeboten, in der Nähe des Hauseingangs einen Stellplatz für seinen Roller einzurichten, sodass er in unmittelbarer Nähe einen Stellplatz hat und wir gleichzeitig eine erhöhte Brandlast verhindern können“, so Gunnar Gläser weiter.