
Mit Abstand und kreativen Ideen treten Chorleiter und Sänger den Corona-Einschränkungen engegen
Sabine Langner, Hamburg-Süd

Die Corona-Krise macht vor den Chören nicht halt. Proben mit 20 bis 50 Personen, die nebeneinander stehen und aus voller Kehle Lieder schmettern, sind nicht mehr möglich. Chorsingen gilt inzwischen als „gefährliches Hobby“, viele Chöre – vor allem die mit älteren und besonders gefährdeten Sängern – stecken tief in der Krise.
Zwar haben sich die Regeln inzwischen ein bisschen gelockert: Wenn der Raum groß genug ist und die Sänger drei Meter Abstand halten können, dürfen sich seit Anfang Juni wieder 15 Personen treffen. Aber Chorleiter müssen Protokolle führen, wer wo gesessen hat. „Um so viele Menschen mit so viel Abstand zusammenzu bringen, braucht man schon sehr große Räume“, gibt Carsten Creutzburg zu bedenken. Der 52-Jährige leitet unter anderem seit vielen Jahren die Harburger Chöre „SingASong“, „Liederfreunde Marmstorf“ und „MaJoy“ und den Finkenwerder Chor „Germania“.
Weil einige Chormitglieder aus gesundheitlichen Gründen zur Risikogruppe gehören und daher erst mal bei den gemeinschaftlichen Proben pausieren, hat sich Cars-ten Creutzburg neue Konzepte überlegt. Er darf in der großen Marmstorfer Kirche proben. „Da treffen wir uns dann im Moment erst mal nur mit den einzelnen Stimmlagen“, sagt er. Außerdem haben sie probiert, Proben über Video-Konferenzen am Computer durchzuführen – mit mäßigem Erfolg, weil die Töne oft verzögert weitergeben werden.
Erfolgreich läuft die Idee, dass jedes Chormitglied einen Song auf Video aufnimmt und ihn an den Chorleiter per E-Mail schickt. Carsten Creutzburg schneidet die Beiträge in seinem Tonstudio so zusammen, dass ein Song daraus wird und lädt das Ganze auf Youtube hoch. „Das Ergebnis ist großartig, nimmt aber auch wahnsinnig viel Zeit in Anspruch“, sagt er.
Eine neue Idee: Singen im Freien. Dort sei die Akustik zwar nicht sehr gut, aber dafür könne man mal wieder etwas gemeinsam machen.
Hinzu kommen langsam auch finanzielle Probleme. Zwar haben sich bisher alle Chormitglieder sehr solidarisch gezeigt und zahlen ihre Mitgliedsbeiträge auch weiterhin, aber die Einnahmen, die Chöre normalerweise durch Auftritte erzielen, fallen jetzt weg. „Unsere Kriegskasse ist leer. Wenn sich nicht bald wieder etwas ändert, werden wir unseren Chorleiter nicht mehr angemessen bezahlen können“, sagt Peter Bersuch von Germania aus Finkenwerder.