
Hans Fitze leitete 40 Jahre lang das Altonaer Theater
Reinhard Schwarz, Hamburg-West
Das Theater war sein Leben: Von 1954 bis 1994 – 40 Jahre lang – leitete Hans Fitze (1903-1998) das Altonaer Theater und machte es zu einer festen Institution im Kulturleben der Hansestadt. Doch nicht nur das. Fast zeitgleich führte er auch das Harburger Theater, das er ab 1949 als Privatbühne weiterführte, nachdem der Senat die finanzielle Förderung eingestellt hatte. Der in Lübeck geborene Fitze absolvierte zunächst ab 1920 eine Ausbildung zum Bankkaufmann, doch begeisterte er sich früh für die Bühne. Und das war in seinem Fall das Altonaer Stadttheater in der Königstraße, das im Krieg schwer beschädigt wurde und abgerissen werden musste. „Ich weiß von ihm, dass er als junger Mann dort um einen extra Stuhl bat, um sich die Proben anzuschauen“, schildert Wolfgang Vacano, der mit Fitze befreundet war. Die Schauspieler waren von dem jungen Zuschauer zwar wenig begeistert, aber er wurde offenbar geduldet.
Der Harburger spielte auch in Köln und Bonn
Fitze hatte darüber hinaus die Eigenheit, sich auf dem Theaterzettel in der Zeitung „neben den Namen der Schauspieler diejenigen zu notieren, die er gerne in der betreffenden Rolle gesehen hätte“, so Vacano, der noch einen solchen Zettel in seinem Fundus aufbewahrt. Bescheidenheit war offenbar nicht die Sache des jungen Bühnen-Besessenen. „Fitze trug sich selbst und seine Frau Elke Ahlf in diese Listen ein.“ Letzten Endes habe er aber durch die Anwesenheit bei den Proben gelernt, „wie es auf der Bühne zugeht“, berichtet Vacano. Ein unschätzbares Wissen, denn eigenwillige Schauspieler zu leiten, setzt seinerseits Können und eine gehörige Portion Selbstbewusstsein voraus.
Ich mache konservatives Theater, und die Alten, die einen Großteil meines Publikums ausmachen, werden in unserer Gesellschaft ja immer mehr
Hans Fitze,
Altonaer Theater
Fitze schaute aber nicht nur zu, sondern besuchte ab 1932 die Schauspielschule des Deutschen Schauspielhauses Hamburg, wo er auch seine ersten Bühnenengagements erhielt. Weitere Engagements folgten in Köln, Bonn und wieder in Hamburg. 1945 übernahm Fitze die Leitung der Städtischen Bühne im vom Krieg zerstörten Harburg und spielte mit dem Ensemble in provisorisch hergerichteten Sälen. 1954 übernahm er mit seiner Frau Elke als stellvertretender Intendantin die Leitung des Altonaer Theaters, das nunmehr in dem von Gustav Oelsner konzipierten „Haus der Jugend“ in der Museumsstraße residierte.
„Ich mache konservatives Theater, und die Alten, die einen Großteil meines Publikums ausmachen, werden in unserer Gesellschaft ja immer mehr“, begründete er seine Abneigung gegen Experimental-Theater, das in den 1960er-Jahren vermehrt in den deutschen Bühnen Einzug hielt. Der Erfolg gab ihm allerdings Recht: Zeitweise hatte das Altonaer Theater mehr als 10.000 Abonnenten. Allrounder Fitze inszenierte mehr als 250 Bühnenstücke und trat selbst in über 350 Rollen auf.
„Hans Fitze gab seinen Schauspielern zwar ein festes Gehalt, das war aber so niedrig, dass sie tagsüber noch einem anderen Broterwerb nachgehen mussten“, erinnert sich Vacano. 1994 gerieten beide Theater in finanzielle Schieflage. Harburger und Altonaer Theater mussten schließen. Im Hintergrund spielte wohl auch ein Konflikt mit der Kulturbehörde eine Rolle, die keine Gelder mehr zuschießen wollte. 1986 wurde seine Arbeit mit der Medaille für Kunst und Wissenschaft des Hamburger Senats gewürdigt, 1992 erhielt Fitze eine Ehrenprofessur. Er und seine Frau Elke, die 2008 verstarb, haben ein Ehrengrab auf dem Harburger Friedhof erhalten.
❱❱ Altonaer Stadtarchiv, Max-Brauer-Allee 134 (über Seiteneingang Hospitalstraße), S 50 74 72 24, E-Mail: kontakt@ altonaer-stadtarchiv.de www.altonaer-stadtarchiv.com, Mo-Fr von 10-16 Uhr (nur nach Voranmeldung).

Foto/Repro: Stadtarchiv Altona / Wolfgang Vacano

Foto: Altonaer Stadtarchiv/Wolfgang Vacano

foto: Altonaer Stadtarchiv/Wolfgang Vacano

repro: Altonaer Stadtarchiv/Wolfgang Vacano