Seyhmus Oruc, der Inhaber vom Heimfelder Markt, strahlt auch in der Krise freundliche Ruhe aus. Foto: Bent Szameitat

Bent Szameitat, Hamburg-Süd.
Auf der Heimfelder Straße sind deutlich weniger Passanten unterwegs, einige versuchen sich mit Mundschutz und Handschuhen vor einer Infektion zu schützen. Die Polizeipräsenz hat zugenommen. Wie funktioniert der Alltag in einer solchen Ausnahmesituation?
„Meine Einkäufe erledige ich gleich morgens, wenn die Geschäfte noch relativ leer sind“, berichtet Magdalene Bartel. Die 79-jährige Witwe vertreibt sich die langen Stunden in ihrer Wohnung mit dem Hören von Dixieland-Jazz und erinnert sich an die schönen Konzerte, die sie und ihr Mann so gerne besucht haben. Da Freunde und Familie genau wie sie sich in freiwillige Quarantäne begeben haben, freut sie sich, wenn Kai Kürsten von Pflegepartner Hamburg-Harburg, der ihr bereits während der Krankheit ihres Mannes zur Seite stand, sich täglich nach ihrem Befinden erkundigt.
Kai Kürsten hat derzeit alle Hände voll zu tun. Die letzte Woche habe er fast nur am Telefon verbracht. Er musste neue Vorgaben mit offiziellen Stellen abgleichen, Mitarbeiter koordinieren und beunruhigte Senioren aufklären. „Fake-News, die über das Internet verbreitet werden, sind nicht hilfreich“, ärgert sich der Pflegedienstleiter. Wie seine Mitarbeiter mit der Krise umgehen, macht ihn stolz. Keiner habe sich krank schreiben lassen, obwohl die meisten Kinder haben und mit der neuen Betreuungssituation zurecht kommen müssen.
Auch in der Kompass-Apotheke läuft der Betrieb weiter. Die Apothekerinnen schützen sich und ihre Kunden mit Hilfe einer Plexiglasscheibe. „Die Leute machen sich Sorgen“, hat Apothekerin Marzenna Ostrouska beobachtet. Den Lieferservice musste die Apotheke einstellen, um ihre Schülerboten zu schützen. „In dringenden Fällen liefern wir jetzt selbst nach Feierabend die Medikamente aus“, berichtet Marzenna Ostrouska. Außerdem verteilt sie Handzettel vom Bezirksamt Harburg mit einer Liste von freiwilligen Helfern, die Hilfe beim Einkauf und Botengänge anbieten.
Ein Fels in der Brandung ist auch der Heimfelder-Markt in der Haakestraße, der weiterhin an sieben Tagen in der Woche geöffnet hat. Inhaber Seyhmus Oruc strahlt trotz Krise freundliche Ruhe aus. Mit Hilfe von Apfelsinenkisten hat er eine Sicherheitszone vor seiner Kasse gebaut, außerdem trägt er blaue Plastikhandschuhe. Auch in dem kleinen Supermarkt sind Klopapier und Mehl die Verkaufsschlager.
Um sich selbst macht sich der 42-jährige Familienvater keine Sorgen. „Meine Frau trägt die Hauptlast, die muss unsere drei Kinder jetzt den ganzen Tag im Haus beschäftigen und das ist nicht einfach“, weiß Seyhmus Oruc.

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