
Christopher von Savigny, Wilhelmsburg.
„Eimerweise“ habe er die plattgefahrenen Tiere in der Vergangenheit von der Straße getragen, erinnert sich Harald Köpke, ehemaliger Chef des Bund (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) Hamburg. In diesem Jahr war das nicht mehr nötig. „Sie sind alle weg“, sagt Köpke, Bewohner des ländlich geprägten Wilhelmsburger Ostens, der seit jeher als wichtiges Laichgebiet von Grasfrosch, Erdkröte und anderen Amphibien dient. Schuld habe die enorme Verkehrszunahme – aber auch der intensive Spritzmitteleinsatz in der Landwirtschaft trage zum Rückgang der Arten bei.
Zu Tausenden verlassen in diesen Tagen Kröten und Frösche ihre Winterquartiere und machen sich auf den Weg zu ihren Laichplätzen. Dabei überqueren die Tiere auch Wege und Straßen. Der Bund Hamburg veröffentlicht regelmäßig eine Liste mit den betroffenen Stellen in der Hansestadt, an denen Autofahrer besonders umsichtig sein sollen. In Wilhelmsburg waren dies in der Vergangenheit stets der Einlagedeich und der Siedenfelder Weg – beide sind allerdings in der diesjährigen Auflistung nicht mehr zu finden.
„Früher waren das hier alles Schleichwege, die niemand kannte, aber seit Navi-Zeiten ist das vorbei“, so Köpke. Die alteingesessenen Bewohner hätten die Wanderrouten der Amphibien gekannt und hätten Rück-sicht genommen. „Das hat sich völlig geändert, und so sind die Bestände zum großen Teil erloschen“, sagt Köpke.
Den Anstieg des Verkehrs führt der Bund-Experte auf das vor rund zehn Jahren eröffnete Logistikzentrum Obergeorgswerder und das damit verbundene Lkw-Aufkommen zurück. Weiterhin seien viele neue Wohnungen im Umfeld entstanden. Köpke: „Das Problem besteht in allen ländlichen Gebieten Hamburgs. In Elbinsel ist da lediglich ein Spiegelbild der Situation.“
Der Bund Hamburg empfiehlt Autofahrern aktuell, Nebenstrecken zu meiden. Die Krötenwanderung könne sich je nach Temperatur – ab etwa fünf Grad plus werden die Tiere aktiv – über Wochen hinziehen. Wer eine neue Querungsstelle für Frösche und Kröten entdeckt, sollte dies bitte unbedingt dem Bund per E-Mail melden: buero@bund-hamburg.de