Horst Baumann/O. Zimmermann, Hamburg-West
Professionelle Betrügerbanden versuchen in ganz Hamburg, Senioren per Telefon abzuzocken. Im Hamburger Westen hat die Polizei jetzt mehrere Fälle registriert.
Wie ging der Betrüger vor?
Die Betrüger gaben vor, dass in der Nähe eine Einbrecherbande festgenommen worden sei. Auf einer Liste, welche die Einbrecher dabei gehabt hätten, habe auch ihr Name gestanden, man wisse auch um ihre Vermögenswerte. Darüber hinaus sei auf deren Handy eine Schadsoftware aufgespielt worden, deshalb solle man nicht auflegen. Durch geschickte Gesprächsführung konnten die Täter das Vertrauen der Senioren erschleichen und sie überzeugen, dass ihre Vermögenswerte in Gefahr seien. Auch ihre Wertsachen bei der Bank seien nicht mehr sicher. Sie wurden schließlich dazu gebracht, ihr Schließfach zu räumen. Anschließend wurden sie durch ganz Hamburg bis in ein Dorf in Niedersachsen gelotst, wo sie ihre gesamten Wertsachen den angeblichen Polizeibeamten übergaben.
Wichtig: Die richtige Polizei wird niemals dazu auffordern, Geld von der Bank abzuheben, es zu Hause zu deponieren oder an einen vermeintlichen Polizisten zu übergeben! Selbst dem Display des Telefons kann man nicht trauen. Betrüger können mit Hilfe so genannter Spoofing-Dienste die Anzeige fälschen.
Ein Einzelfall?
Leider nein. Fälle wie dieser kommen in der letzten Zeit immer häufiger vor, dabei sind massive, zum Teil existenzbedrohende Schäden entstanden. Die Anrufer geben vor, Polizeibeamte zu sein oder ein Verwandter, zum.Beispiel Enkel, der sich in einer Notlage befindet und dringend Geld benötigt. Ältere Mitbürger werden am Telefon überrumpelt oder in lange Telefonate verwickelt bis die Täter ihr Ziel erreicht haben. Oft werden Geld oder Wertsachen übergeben, trotzdem die Geschädigten dabei ein mulmiges Gefühl haben.
Wie funktioniert der Enkeltrick?
Mit den Worten „Rate mal, wer hier spricht“ oder ähnlichen Formulierungen rufen die Betrüger bei meist älteren und allein lebenden Personen an. Sie geben sich als Verwandte, Enkel oder auch gute Bekannte aus und bitten kurzfris-tig um Bargeld. Als Grund wird ein finanzieller Engpass oder eine Notlage vorgetäuscht, beispielsweise ein Unfall oder ein Autokauf.
Die Lage wird immer als äußerst dringlich dargestellt, oft werden die Betroffenen auch durch wiederholte Anrufe unter Druck gesetzt. Sobald das Opfer zahlen will, wird ein Bote angekündigt, der das Geld abholt. Hat der Betroffene die geforderte Summe nicht parat, wird er gebeten, sofort zur Bank zu gehen und dort den Betrag abzuheben.
Nicht selten ruft der Täter sogar ein Taxi, wenn das Opfer den Weg nicht mehr zu Fuß bewältigen kann. Auf diese Weise haben Enkeltrickbetrüger in der Vergangenheit bereits Beträge im fünfstelligen Eurobereich erbeutet.
Die Polizei Hamburg bietet zum Thema „Betrüger am Telefon“ kostenlose Beratungen an.
Die Altonaer Polizei erreicht man rund um die Uhr unter Tel. 428 65 21 10, die Osdorfer Wache am Blomkamp 23 unter Tel. 428 65 26 10, die Bahrenfelder Wache in der Notkestraße 95 unter Tel. 428 65 25 10
Wie können sich Senioren vor Betrügern schützen? Einfach die folgenden Ratschläge der Hamburger Polizei beachten
• Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben, die Sie als solche nicht erkennen. Erfragen Sie beim Anrufer Dinge, die nur der richtige Verwandte/Bekannte wissen kann.
• Geben Sie keine Details zu Ihren familiären und finanziellen Verhältnissen preis.
• Lassen Sie sich nicht drängen und unter Druck setzen. Nehmen Sie sich Zeit, um die Angaben des Anrufers zu überprüfen. Rufen Sie die jeweilige Person unter der Ihnen lange bekannten Nummer an und lassen Sie sich den Sachverhalt bestätigen.
• Wenn ein Anrufer Geld oder andere Wertsachen von Ihnen fordert: Besprechen Sie dies mit Familienangehörigen oder anderen Ihnen nahe stehenden Personen.
• Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen wie Schmuck an unbekannte Personen.
Kommt Ihnen ein Anruf verdächtig vor, informieren Sie unverzüglich die Polizei unter der Nummer 110.
• Sind Sie bereits Opfer eines Enkeltricks geworden, zeigen Sie die Tat unbedingt bei der Polizei an.