Im Keller der Thomas-Kirche werden Lebensmittel ausgegeben: Karin Strietzel mit Martin Strohsal, dem Helfer der „Neuwiedenthaler Tafel“. Foto: wit

Wolfgang Wittenburg, Süderelbe. Seit 23 Jahren gibt es die Tafel Harburg: 120 Ehrenamtliche setzen sich für rund 900 Bedürftige an vier Standorten ein. In Süderelbe wird die „Neuwiedenthaler Tafel“ von Rentnern, Hartz-IV-Beziehern und von vielen Flüchtlingen besucht. Sie bekommen zwar staatliche Unterstützung, doch trotzdem reicht das Geld oft nicht. In den Kellerräumen der Thomas-Gemeinde (Lange Striepen 3a) verteilen seit 22 Jahren Ehrenamtliche Lebensmittel.
Momentan sind 20 Ehrenamtliche dabei, darunter Karin Strietzel (77) und Martin Strohsal (80) aus Finkenwerder, die beide von Anfang an dabei waren, und Fahrer Bernhard Dassler (79), auch er hilft schon seit sieben Jahren. Rund 120 Bedürftige kommen immer dienstags zwischen 12.30 und 15.30 Uhr, um sich für wei Euro Lebensmittel abzuholen. Die Räume werden von der Kirche kostenlos zur Verfügung gestellt, inklusive Lager mit Kühlschränken und Kühltruhen. Wer amtlich nachweist, dass er bedürftg ist, erhält einen Abholausweis. Und der wird jedesmal abgestempelt, wenn man eine Tüte Nahrungsmittel im Wert von mindestens 30 Euro abholt.

Für unsere Kühlwagen ist ein großer
finanzieller Aufwand nötig
Sabine Pena,
Neuwiedenthaler Tafel

Warum macht „Tafel“-Helferin Karin Strietzel schon so lange mit? „Ich möchte etwas von meinem Lebensglück an andere Menschen geben. Ein Lächeln reicht mir als Dankeschön.“
Für die Organisation sind Vereinsvorstand Sabine Pena (52) und Stellvertreterin Carmen Wildeisen (63) vom Verein „Tafel Harburg“ zuständig. Die Altenpflegerin und die frühere Unternehmerin arbeiten wie alle Tafelhelfer ehrenamtlich. Sie telefonieren mit Waren- und Geldspendern und schicken die vier Kühlkleinlaster los, um Lebensmittel von großen Händlern wie Rewe, Lidl, Aldi und Edeka und kleineren Betrieben wie Bäcker Becker abzuholen. Noch am selben Tag werden die Waren auf die Standorte Harburg, Neuwiedenthal, Buchholz und Winsen verteilt.
„Wir brauchen außerdem jeden Cent“, bringt es Carmen Wildeisen auf den Punkt und Sabine Pena ergänzt: „Vor allem für unsere Kühlwagen ist ein großer finanzieller Aufwand nötig, aber die brauchen wir unbedingt, denn wir müssen die Waren beim Händler selbst abholen, hier wird nichts angeliefert, wie viele meinen könnten.“
❱❱ Die Tafel Harburg braucht dringend Ware, Spenden, Mitarbeiter und Fördermitglieder. Weitere Infos unter post@tafel-harburg.de und Tel 77 11 08 97 Der Mitgliedsbeitrag im Verein beträgt jährlich 30 Euro.

Interview: Das sagt Kundin Helene
Wer sind die Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind? Das Wochenblatt fragte Kundin Helene (Name geändert).

Seit wann nutzen Sie die Hilfe der Tafel?
Ich bin im Januar 2018 erstmals hierher gekommen und werde die Tafel im neuen Jahr gerne weiter in Anspruch nehmen. Ich komme, aber heimlich, in meiner Familie weiß das keiner.

Wie groß war die Überwindung? Es war keine Überwindung, diese gute Hilfe in Anspruch zu nehmen, sondern ich freue mich einfach darüber.

Warum brauchen Sie Hilfe?
Ich komme aus Polen, lebe aber schon sehr lange in Neuwiedenthal. Ich habe viel gearbeitet. Weil ich aber nur eine kleine Rente bekomme, gehe ich zur Neuwiedenthaler Tafel.

Worüber freuen sie sich besonders? Jeder bringt eine Tüte mit, die dann von den Helfern mit Gemüse, Brot, Obst und Milchprodukten gefüllt wird. Über einen Blumenstrauß für zuhause freue ich mich immer besonders.

Was wünschen Sie sich zu Weihnachten? Süßigkeiten für meine drei Enkelkinder sind zum Weihnachtsfest mein größter Wunsch an die Tafel.

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