Hao Wei Li (26) mit seinem Titanic-Modell: Das Wissen über den legendären Luxusliner hat der Klavierstudent aus Büchern und aus dem Internet zusammengetragen. Foto: cvs

Das Meisterstück von Hao Wei Li (26) ist ein Schiffsmodell, das aus kiloweise Papier, Pappe und abertausenden von Streichhölzern besteht. Rund 2.000 Arbeitsstunden – etwa zwei Jahre – hat der Klavierstudent des Johannes-Brahms-Konservatoriums in sein Projekt, einem Nachbau der legendären und 1912 untergegangenen „Titanic“, investiert.
Am Freitag, 6. Dezember, will Li sein 1,95 Meter langes Modell erstmals der Öffentlichkeit zeigen. Anlässlich der Ausstellung, die um 19 Uhr beginnt, intoniert der Musikstudent den zweiten und dritten Satz aus dem Klavierkonzert Nr. 3 von Ludwig van Beethoven. Anschließend stellt er sich den Fragen seiner Zuhörer. Der Eintritt ist frei.

Was bringt einen jungen Pianisten aus Shanghai dazu, ein so gigantisches und mit so viel Friemelei verbundenes Projekt zu starten – und vor allem auch zu beenden? Li lächelt freundlich. Gebastelt habe er eigentlich schon immer gerne. Und: „Ich mag Schiffe“, berichtet er. Die „Titanic“ nehme da eine Sonderstellung ein. „Wenn ich mir das Schiff ansehe, kann ich seine Geschichte spüren“, sagt Li.

Bis zu zwölf Stunden täglich hat der Musiker, der in zwei Jahren seine künstlerische Reife ablegen will, an dem Modell gesessen, winzig kleine (und auch ein paar große) Schornsteine zusammengeklebt, Sitzbänke „gezimmert“, Schiffswände verspachtelt und gemalt. Vor allem die drei aus unzähligen abgeknipsten Streichhölzern gefertigten Schiffsdecks müssen eine immense Arbeit gewesen sein. „Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Schachteln ich dafür gekauft habe“, meint Li.

Das stundenlange Vor-sich-hin-Puzzeln braucht der Klavierstudent als Ausgleich zur Musik, wie er selbst sagt. Und um sich von seiner Prüfungsnervosität abzulenken. „Bei der Arbeit habe ich ein gutes Verhältnis zur Zeit bekommen“, sagt er. „Ich habe gelernt, dass es sich lohnt, Geduld zu haben.“ Selbst Lis Klavierlehrerin wusste nach eigenen Angaben lange Zeit nichts von der Passion ihres Schützlings. „Vielleicht ist die Arbeit an einem so komplizierten Schiffsmodell ja mit dem Klavierspiel vergleichbar“, sagt Elena Sukmanova. „Man versucht, jede kleine Nuance herauszuarbeiten und sozusagen die Seele des Stücks zu ergründen.“

❱❱ Termin: Freitag, 6. Dezember, 19 Uhr, Johannes-Brahms-Konservatorium, Ebertallee 55.

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