Die Straßenbahn erlebt auch in Hamburg ihr Revival. Der Ausbau im Westteil der Elbmetropole ist beschlossene Sache. Zwei Linien sollen in den nächsten Jahren errichtet werden. Beide Strecken verbinden das Stadtzentrum Schenefeld mit dem Bahnhof Altona. Die Linie 1 führt über Schenefeld, Desy und Bahrenfeld; die Linie 2 nimmt die Route über Achtern Born, das Elbe Einkaufszentrum, den S-Bahnhof Othmarschen und den Ottenser Marktplatz.

Die Wiederbelebung des ersten modernen öffentlichen Verkehrsmittels, das Werner von Siemens 1879 auf der Berliner Gewerbeausstellung vorgestellt hatte, geschieht derzeit auf der ganzen Welt. Grund genug, uns mit den Vor- und Nachteilen der altehrwürdigen Tram speziell im Vergleich mit Bussen auseinanderzusetzen.

Die Straßenbahn ist emissionsfrei

Im Zuge der weltweiten Umweltbewegungen als Reaktion auf den verschärften Klimawandel ringen Bürger und Experten um neue Konzepte, um die Emissionen auf der Erde zu reduzieren. Die Straßenbahn bietet unter dieser Voraussetzung eine Lösung, denn der Verkehr läuft über Strom und ist emissionsfrei.

Beeindruckendes Fassungsvermögen

Hinzu kommt, dass eine Straßenbahn wesentlich größere Kapazitäten an Fahrgästen aufnehmen kann als ein Bus, von denen nicht wenige potenzielle Autofahrer wären. Selbst ein Gelenkbus nimmt nicht einmal 100 Fahrgäste auf, während eine große Straßenbahn bis zu 600 Personen gleichzeitig befördert. Aufgerechnet auf den Tag fahren in einer einzigen Straßenbahn 30.000 Menschen mit; der Gelenkbus schafft in diesem Zeitraum nur die Aufnahme von 8.000 bis 15.000 Personen.

Komfortable Fahrt mit der Straßenbahn

Straßenbahnen sind ambitionierter gebaut als Busse und bieten allein deshalb einen größeren Fahrkomfort. Aufgrund der mit der Linienführung verbundenen Laufruhe verläuft die Fahrt zudem ruckelfrei. Die Vorrangstellung der Straßenbahn mag zwar anderen Verkehrsteilnehmern nicht behagen, sorgt aber in Bezug auf den Fahrkomfort dafür, dass die Straßenbahn ihren Fahrplan besser einhalten kann als der Bus und zudem schneller durch das Stadtbild gleitet. Vor allem in Stoßzeiten wird dieser Vorteil offensichtlich, denn während der übrige Verkehr stillzustehen scheint, erweist sich die Tram als unbeeindruckt und führt ihre Fahrgäste sicher durch den Stau. Auch die abends und nachts beleuchteten Haltestellen vermitteln den Bürgern ein höheres Sicherheitsgefühl.

Dem „Schienenbonus“ der Straßenbahn ist es schließlich zu verdanken, dass das Fahrgastaufkommen allein aufgrund der Verkehrsführung über Schienen zwischen 50 % und 100 % über dem von Bussen liegt. Der Grund: Die Schienen vermitteln den Fahrgästen ein Gefühl von Vertrauen und Zuverlässigkeit in das Beförderungsmittel. Dies wurde in den Zeiten, als die Straßenbahnen in vielen Städten im Zuge der „autogerechten Stadt“ gegen Busse ausgetauscht wurden, von den Stadtplanern noch nicht erkannt.

Straßenbahnen als Strukturelement

Straßenbahnen sind immer ein sichtbarer Eingriff in das Straßenbild, vermitteln aber auch Atmosphäre und Identifikation. Sie werten das Stadtbild auf und stehen für Urbanität und Lebensqualität. In einer Studie, ausgehend von der Bergischen Universität Wuppertal, zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Prosperität von Stadtteilen mit der Straßenbahn. Den Bezirken ging es mit Straßenbahnen tendenziell besser; wurde sie stillgelegt, war ein Abschwung die Folge.

Der Kostenfaktor

Zwar liegen die Anschaffungskosten einer Straßenbahn um das Zehnfache derer, die beim Ausbau des Busnetzes anfallen würden. Die Betriebs- und Beschaffungskosten sind allerdings nicht höher als beim Busverkehr. Außerdem gibt es gute Gründe, welche die Hoffnung auf Amortisierung der hohen Anschaffungskosten wecken: Zum einen halten Straßenbahnen durchschnittlich 30 Jahre und nicht 10 Jahre, wie dies bei Bussen der Fall wäre. Zum anderen belasten Busse enorm die Straße. So setzt ein Gelenkbus einer Straße so zu wie 40.000 PKW, was zu einem fortlaufenden Sanierungsdruck der ramponierten Straßen führt.

Es lohnt sich also, die Entwicklung der Straßenbahn nicht nur in Altona mit Sympathie zu verfolgen. Die Revitalisierung der Straßenbahn könnte sich als wichtiger Baustein für eine lebenswerte grüne Stadt der Zukunft erweisen.

1 KOMMENTAR

  1. Propaganda pur dieser Artikel. Den könnte man rhetorisch hier schön auseinandernehmen, eine Beschönigung nach der anderen…

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