
Von Reinhard Schwarz. Der Platz der Republik mit dem monumentalen Stuhlmannbrunnen ist so etwas wie Altonas gute Stube. Im Sommer sprudelt das Wasser aus den Zentauren-Figuren, während sich die Menschen auf den Rasenflächen der Parkanlage oder auf den Bänken erholen. Dass hier einst Dampflokomotiven hin- und herschnauften, können sich die meisten sicherlich nicht mehr vorstellen. Denn bis Ende des 19. Jahrhunderts war das „weiße Rathaus“ Altonas ein Bahnhof – bis zu dessen Verlegung an den heutigen Standort. Um die damals entstandene Brachfläche in eine respektable Grünanlage zu verwandeln, mussten also erst einmal die Eisenbahnschienen beseitigt werden. Anschließend begannen 1897 die Arbeiten zur Umgestaltung der Fläche. Die Brachfläche vor dem neuen Rathaus sollte den Namen ‚Kaiserplatz‘ erhalten“, schreibt Wolfgang Vacano in dem Buch „Das Altonaer Rathaus“.
Seit 1945 heißt das Areal wieder Platz der Republik
Das Altonaische Unterstützungs-Institut (gegründet 1799) stellte der Stadt zur Finanzierung der Parkanlage eine halbe Million Mark zur Verfügung. Anlass der großzügigen Spende war das 100-jährige Bestehen der Sparkasse, die in unserer Serie bereits vorgestellt wurde. Die Inschrift auf einem Findling erinnert an diese großzügige Spende.
Wenn bei der Altonale eine Bühne für Besucher aufgebaut wird, ist das übrigens nichts neues. Dort gab es bereits im Kaiserreich einen Musikpavillon, an dem regelmäßig Konzerte gegeben wurden. Diese „waren bei der Bevölkerung sehr beliebt“, schildert Stadtarchivar Vacano. „An den Wochenenden und Feiertagen spielten Militär- und Polizeikapellen. Es war ein bevorzugter Treffpunkt zum Kennenlernen, zur Brautschau.“
Doch die Zeiten ändern sich und damit auch die Symbole von Herrschaft. Nach dem Sturz Kaiser Wilhelms II. im Jahr 1918 nach dem verlorenen Weltkrieg wurde der Kaiserplatz 1922 umbenannt in Platz der Republik. 1933 folgte nach der Machtübernahme der Nazis eine weitere Umbenennung in Adolf-Hitler-Platz. Doch auch diese hielt nur für fünf Jahre.
Nach der Angliederung Altonas (und Harburgs sowie Wilhelmsburgs) an die Hansestadt im Groß-Hamburg-Gesetz von 1937/1938 wurde der Park in „Reichsplatz“ umbenannt. Der Grund: Da Hamburg bereits einen Adolf-Hitler-Platz hatte, nämlich den heutigen Rathausmarkt, sahen sich die Nazi-Behörden veranlasst, einen umzubenennen. Was dann auch geschah. Reichskanzler Hitler wurde übrigens von beiden Städten – wie auch im übrigen Reich – zum Ehrenbürger ernannt. Nach 1945 erhielt die repräsentative Grünanlage im Herzen Altonas ihren zweiten Namen wieder zurück: Platz der Republik.
Aus Sicht Vacanos gibt es allerdings einen Schönheitsfehler. Dieser betrifft das ehemalige Mosaik um den Stuhlmannbrunnen. Der Brunnen wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt und seitdem mehrfach umgesetzt. Dabei verschwand das Mosaik. Vacano: „Der Brunnen wurde zwar wieder aufgestellt, aber ohne Mosaik, das war auf Nimmerwiedersehen verschwunden.“ Aus Sicht des Stadtarchivars hätte man die Verzierung durchaus rekonstruieren können, zumal ihm die Originalpläne vorliegen, zeigt sich Wolfgang Vacano verärgert.
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