
Ch. v. Savigny, Osdorfer Born
Zu seinem jetzigen Job ist Jens Ambacher (39) mehr oder weniger durch Zufall gekommen. „Ich habe Politikwissenschaft auf Diplom studiert und dann noch einen Master für Bibliothekswissenschaft obendraufgesetzt“, sagt der junge Leiter der Bücherhalle im Osdorfer Born. „Als Berufsziel hatte ich ursprünglich eine wissenschaftliche Bibliothek im Kopf, aber nachdem ich etwa ein dreiviertel Jahr Bewerbungen verschickt hatte und nur Absagen zurückkamen, musste ich mich neu orientieren.“ So landete Ambacher, der in Bahrenfeld zuhause ist, schließlich im Osdorfer Born. „Mittlerweile denke ich, dass ich hier viel besser aufgehoben bin“, sagt er. „Die Arbeit ist deutlich abwechslungsreicher und man hat mehr mit Leuten zu tun.“
Seit viereinhalb Jahren leitet Ambacher nun die Filiale im Einkaufszentrum BornCenter. Zu seinen Kunden zählen überdurchschnittlich viele Kinder – was nicht verwundert, denn der Born zählt zu den nachwuchsstarken Stadtteilen. Aber auch ein gutes Zeichen, dass Kinder sich bilden wollen: Denn so problembehaftet wie ihm immer nachgesagt wird, sei der Born gar nicht. „Der Zusammenhalt ist sehr stark“, berichtet Ambacher. „Man kennt sich, fragt einander nach dem Befinden, bittet um Hilfe oder bietet selbst welche an.“
Die Anzahl der Büchereimedien liegt am Osdorfer Born mit 18.000 Stück eher im unteren Bereich, wofür hauptsächlich das begrenzte Platzangebot (220 Quadratmeter) verantwortlich ist. Dennoch wird fleißig ausgeliehen: Der Renner bei Kindern ist nach wie vor „Gregs Tagebuch“ (inzwischen ist schon der zwölfte Band erschienen), daneben gehen die sogenannten E-Medien (übers Internet abrufbare Texte, Video- und Audiodateien) weg wie warme Semmeln. Es existieren Kooperationen mit den Schulen Barlsheide, Kroonhorst und Wesperloh.
Mit den jüngeren Schülern veranstalten die Bücherhallen-Mitarbeiter zum Beispiel „Buch-Castings“ (gemeinsame Kür eines Lieblingsbuchs), die Älteren können an einem Recherche-Training teilnehmen. Das neueste Projekt heißt „Open Library“ (ab 18 Jahre): Hier kann man mithilfe seines Büchereiausweises auch außerhalb der Öffnungszeiten in die Bibliothek gelangen und dort selbstbestimmt und eigenverantwortlich lesen, recherchieren oder ausleihen. Möglich ist das von Montag bis Sonnabend zwischen 8 und 20 Uhr.