Student im sechsten Semester: Benedikt Schröter lebt in einer Dreier-WG und zahlt dort 410 Euro. Foto: stahlpress

Volker Stahl, Grindel

Wohl jeder, der mal studiert hat, kann eine unschöne Geschichte aus alten WG-Zeiten erzählen. So erging es auch Jürgen Allemeyer. Als der heute 63 Jahre alte Geschäftsführer des Hamburger Studierendenwerks sich Mitte der 1970er-Jahre für das Studium der Betriebs- und Volkswirtschaft einschreiben wollte, entschied er sich aus einem höchst praktischen Grund für seinen Studienort: „Wohnraum zu finden, war für Erstsemester schon damals ein großes Problem. Ich entschied mich für Bremen, weil ich in einem Studienführer gelesen hatte: Dort gibt‘s noch Wohnungen.“

Die gibt es auch beim Hamburger Studierendenwerk – aber in 25 Wohnanlagen leider nur 4.360 Plätze, von denen 140 Auszubildenden zur Verfügung stehen. Die Mieten sind moderat. Ein möbliertes Standardzimmer kostet rund 225 Euro, Unterkünfte in modernisierten Wohnanlagen 300 Euro, neuen Wohnanlagen 350 bis 400 Euro – brutto, „all inclusive“ mit vielen Zusatzleistungen und schnellem Internet.

Günstige Alternative:
Wohnheimzimmer

Rund 15.000 Erstsemester starten in diesem Herbst ihr Studium in Hamburg. „Dann wird es regelmäßig eng auf dem Wohnungsmarkt, insbesondere fehlen preisgünstige Zimmer“, weiß Allemeyer. Dementsprechend steigt die Nachfrage nach Wohnraum auch beim Studierendenwerk. 1.400 bis 1.600 Studierende bewerben sich um Wohnplätze. „Aktuell liegen uns 957 Bewerbungen für einen Platz in den Studierendenwohnanlagen zum September 2019 vor“, so Allemeyer.

Krass sind auch die Mieten für die in zahlreichen Großstädten wie Pilze aus dem Boden schießenden Mikro-Apartments – die passende Behausung für die solvente studentische Klientel. An der Stresemannstraße in Altona entsteht aktuell ein Immobilienkomplex mit 777 Wohnungen dieser Art. Investor ist die International Campus AG (Werbespruch: „Vollmöbliert. Voll entspannt“), die ersten Bewohner sollen im Sommer 2020 einziehen. Und was dürfte das kosten? In vergleichbaren Objekten in Berlin-Kreuzberg muss man für ein 17 Quadratmeter großes Apartment 623 Euro im Monat einplanen – kalt und mit Staffelmietvertrag. Balkon kostet extra.

Benedikt Schröter ist studentischer Abgesandter in die Vertreterversammlung des Studierendenwerks. Zusammen mit anderen Studierenden wollte Schröter im April auf die unbefriedigende Wohnsituation von vielen der 100.000 an den Hamburger Universitäten Eingeschriebenen aufmerksam machen und lud deshalb Dirk Kienscherf (SPD) und Anjes Tjarks (Die Grünen) zu einer Podiumsdiskussion ein. „Wir wollten dort ordentlich Dampf ablassen, aber die beiden haben parallel eine Meldung zur studentischen Wohnraumoffensive des rot-grünen Senats veröffentlicht – wir fühlten uns veräppelt!“

Die beiden Politprofis waren den aufmüpfigen Studis zuvorgekommen, indem sie via Medien vorab verkündeten, dass Rot-Grün die Zahl der städtischen Wohnungen für Studierende und Auszubildende in Hamburg in den kommenden zehn Jahren um rund ein Drittel erhöhen wolle.

Der von der Regierungskoalition für das studentische Wohnen ausgearbeitete Masterplan solle zunächst die finanziellen Bedingungen zum Bau schaffen, so Tjarks: „Zum Beispiel durch die Verbesserung der Eigenkapitalquote des Studierendenwerks, durch die Erschließung neuer Grundstücke und durch die Verdichtung von bestehenden Anlagen.“ Dirk Kienscherf ist überzeugt davon, mit diesen Maßnahmen ausreichend Angebote für junge Menschen am Hamburger Wohnungsmarkt zu schaffen und dafür zu sorgen, dass Wohnen bezahlbar bleibt.

Bude finden
Wer flexibel ist und sich für mehrere Wohnanlagen des Studierendenwerks interessiert, hat größere Chancen auf ein Zimmer. Bewerbungen online auf studierendenwerk-hamburg.de
Das Beratungszentrum Wohnen des Studierendenwerks Hamburg in der Grindelallee unterstützt dabei, das passende Dach über dem Kopf zu finden.
Angebote auf Internetportalen, schwarzen Brettern in den Hochschulen und beim AStA nutzen! Oft hängen dort auch Anzeigen, die nicht im Internet zu finden sind.

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