Mateo Schneider, Altona
Vor einem Jahr verhängte das Hamburgische Oberverwaltungsgericht einen vorläufigen Baustopp für den von Bahn AG und Stadt Hamburg am Diebsteich neu geplanten Fernbahnhof. Der Verkehrsclub Deutschland VCD hatte gegen den Planfeststellungsbeschluss des Eisenbahnbundesamtes geklagt. Der Termin für die Hauptverhandlung ist weiterhin noch nicht anberaumt.
Daraufhin hatten sich Bahn AG und Klägerseite unter Federführung von Finanzsenator Andreas Dressel in einem sogenannten Dialogverfahren zu „Faktenchecks“ zusammengerauft. „Je mehr Licht wir in das Dunkel gebracht haben, umso größer sind unsere Zweifel eher geworden“, kommentierte nun VCD-Nord-Vorsitzender Rainer Schneider auf einer Pressekonferenz den Stand der Dinge aus Sicht der Verlegungsgegner
Michael Jung, Sprecher der Bürgerinitiative Prellbock Altona, die für eine Modernisierung des Fernbahnhofs Altona an seinem jetzigen Standort eintritt, wies auf andere wichtige Umstände hin: „Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen seit Planungsbeginn 1996 ändern sich gerade komplett“, sagte er.
Hamburg definiere sich als wachsende Stadt mit stark steigender Einwohnerzahl. Das Mobilitätsverhalten von großen Teilen der Bevölkerung in städtischen Gebieten entwickle sich signifikant weg vom motorisierten Individualverkehr. Ganz zu schweigen von der Klimaschutzdebatte. Im Koalitionsvertrag der Großen Koalition in Berlin ist als Ziel eine Verdopplung der Fahrgastzahlen im Fernverkehr bis 2030 festgehalten. Die Bahn AG trägt dem mit ihrem Strategiepapier „Starke Schiene“ Rechnung. Es darf also von einem mittelfristig stark steigenden Zugverkehr ausgegangen werden.
Ein von Prellbock und Verkehrsclub Deutschland in Auftrag gegebenes Gutachten der Uni Oldenburg kommt aber zu dem Ergebnis: Bereits eine Steigerung der Zugläufe um 20 Prozent und geringe Verspätungen – mit anderen Worten der Bahnalltag – könnte der neue Fernbahnhof Diebsteich nicht aufnehmen. Er wäre schlicht zu klein.
Eine endgültige Bewertung sei aber noch nicht möglich, so Schneider weiter. „Wir befinden uns in einem Prozess, haben noch nicht alle Unterlagen und können deshalb noch nicht abschließend bewerten.“
Im NDR entgegnete der Leiter Großprojekte Regionalbereich Nord der Deutschen Bahn, Frank Limprecht, auf die Kritik. Man wolle „mit Information und Fakten alles dransetzen, das Verständnis für unser geplantes Großprojekt zu schärfen“.