Die „Steinschlucht“ 1937. Foto: FSV Rönneburg-Harburg

Aus dem Harburger Fußball-Archiv: 1923 erwarb
der FC Rönneburg ein Reichsbahngelände

Von Waldemar Düse. HARBURG.

Bis zum Ende des Ersten Weltkrieg und der darauf folgenden Novemberrevolution 1918 ändert sich nur wenig an der Ächtung des Arbeiterfußballvereins Herta 09. Der Magistrat der Stadt Harburg sah dem Treiben der „roten Fußlümmel“ mehr oder weniger angewidert zu.
Nachdem sich ein Spielverbot auf dem Juteplatz nicht durchsetzen ließ, wurde das Gelände kurzerhand umgepflügt und mit Bäumen bepflanzt. Ebenso wenig war der Magistrat bereit, Geld für Spiel- und Sportstätten auszugeben, die auch Arbeitersportvereinen zugänglich sind.
Dem sozialdemokratischen Milieu blieb kein anderer Weg, als sich auf eigene Füße zu stellen. 1911 gründeten SPD und Harburger Gewerkschaften die „Sport- und Spielplatz Volkswohl GmbH“.
Mit dem eingezahlten Kapital in Höhe von 43.000 Mark wurde ein 100.000 qm großes Gelände erworben, auf dem 250 Schrebergärten, eine Gaststätte mit Sälen für 500 bis 600 Besucher und Besucherinnen , eine Turnhalle sowie mehrere Spiel- und Sportplätze errichtet wurden.
Seit 1921 trafen sich auch junge Rönneburger Arbeiter, um am Burgberg zu kicken. Albert Dreyer, Friedel Hallemann, Heinz Meyer, Emil Nast, Gustav und Otto Peters legten zusammen und erstanden einen Lederball. Und wer einen Lederball hatte, musste natürlich auch einen Verein gründen. So erblickte der FC Rönneburg das Licht der Welt.
1923 nutzte er eine günstige Gelegenheit, ein Reichsbahngelände zu pachten. Mit viel Schweiß und Muskelkraft wurde die Einöde aus Sandbergen und Wasserläufen zur legendären „Steinschlucht“ hergerichtet. Einer ersten, provisorischen Spielstätte.
Im Juli des Jahres benannte der Verein sich in SV Rönneburg um und trat dem Arbeiter-Turn-und Sportbund bei. 1927 wurden die Spielfläche vergrößert und ein Umziehhaus errichtet.
Aus der „Steinschlucht“ war die „Kampfbahn Rönneburg“ geworden.
Kämpfe ganz anderer Art – die Klassenkämpfe der Weimarer Republik – bestimmten bald den Alltag der Arbeitersportvereine. Deren Zerschlagung war eine der ersten Maßnahmen der Nazis nach ihrer Machtübernahme 1933.
Um ihrer Auflösung zu entgehen, schlossen sich Herta 09 und der TV Vorwärts 08 Langenbeek-Rönneburg zu einem neuen Verein zusammen. Der SV Rönneburg entging seiner Auflösung durch die Umbenennung in SV Roland und dem Beitritt zum Norddeutschen Fußballverband.

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