In der Kindernotaufnahme der Helios Mariahilf Klinik wurden 2018 fast 11.000 Kinder behandelt, gegenüber dem Vorjahr (2017: 10.500) ein deutlicher Anstieg. Foto: helios

Olaf Zimmermann, Hamburg-Süd

Wann ist ein Notfall ein Notfall? Das beurteilen Eltern nicht selten anders als Mediziner. Zum Beispiel Michael Peters (Name geändert) aus Harburg. Peters hatte an seinem zweijährigen Sohn unmittelbar neben dessen rechten Auge eine Zecke entdeckt. Alle Versuche, den Blutsauger zu entfernen, scheiterten. „Ich wollte meinen Sohn ja auch nicht verletzen“, so Peters.

Was konnte man jetzt machen, an einem Sonntagabend? Kinderarzt und Hausarzt hatten geschlossen. Also ab ins Krankenhaus. Michael Peters fuhr mit seinem Sohn in die Notaufnahme der Helios Mariahilf Klinik. „Hier wollte man meinen Sohn nicht behandeln“, empört sich der Vater. „Wir sind dann einfach weiter ins AK Altona gefahren, wo Ärzte die Zecke ganz schnell entfernt haben.“

„Bei uns werden keine Patienten abgewiesen“, entgegnet Helios Mariahilf-Sprecherin Lisa Klauke-Kerstan. In der Notaufnahme arbeite man nach dem Grundsatz: Je schwerer die Erkrankung, desto schneller erfolgt die Behandlung.

Erfahrene Pflegekräfte prüfen anhand der geschilderten Symptome die Schwere der Erkrankung oder Verletzung. Lisa Klauke-Kerstan: „Das System unterscheidet fünf Schweregrade: sofort, sehr dringend, dringend, normal, nicht dringend. Kritisch Kranke werden sofort behandelt; weniger dringliche Fälle innerhalb festgelegter Wartezeiten.“

Werden auch Zeckenbisse behandelt? „Grundsätzlich entfernen unsere Kinderärzte natürlich Zecken, wenn Eltern sich über die Notaufnahme an uns wenden“, erklärt die Kliniksprecherin. In diesen Fällen werde die Zecke entfernt und die Eltern werden über mögliche Folgeerscheinungen aufgeklärt.
Gilt das auch für nicht dringende Fälle? „Ja, auch nicht dringende Fälle werden immer von einem Arzt gesichtet, aber eben nach einer längeren Wartezeit. Manche Eltern entscheiden sich dann gegen die Wartezeit und verlassen die Notaufnahme wieder.“

Mein Kind hat eine Zecke – was muss ich tun?

Dr. Caroline Schmitt, Chefärztin der Kinder- und Jugendmedizin an der Helios Mariahilf Klinik Harburg, gibt Tipps

S.Borstel/Helios, Hamburg-Süd

Im Sommer haben Zecken Hochsaison. Die lästigen kleinen Blutsauger sitzen auf Gräsern, Farnen oder losem Laub im Wald und warten geduldig auf ihr nächstes Opfer. Erspähen sie dieses, krallen sie sich an Schuhen, Hosen oder der Haut fest und stechen an einer gut durchbluteten Stelle zu, um sich mit Blut vollzusaugen.
Hat man eine Zecke bei seinem Kind entdeckt, sollte man sie zeitnah entfernen. Doch nicht jeder Stich ist gefährlich. Welche Technik dafür am besten geeignet ist und was man dabei beachten sollte, erklärt Dr. Caroline Schmitt, Chefärztin der Kinder- und Jugendmedizin an der Helios Mariahilf Klinik in Harburg.
„Ein Zeckenbiss ist per se kein Grund zur Panik und die meisten Stiche sind harmlos. In bestimmten Fällen sollte man jedoch aufpassen, denn Zecken können Krankheiten wie Borreliose und vor allem im Süden Deutschlands die Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, übertragen. Die Übertragung einer Borreliose erfolgt in der Regel erst etwa 24 Stunden oder später nach dem Stich und natürlich nur dann, wenn die Zecke die Erreger auch in sich trägt“, gibt Dr. Schmitt Entwarnung.

Das bedeutet, längst nicht jedem Stich einer befallenen Zecke folgt auch eine Infektion. Außerdem führt nicht jede Infektion zu Krankheitserscheinungen.
Eltern können die Zecke in den meisten Fällen gut selbst entfernen. Ein Arztbesuch ist somit nicht unbedingt erforderlich. Dabei ist allerdings ein wenig Fingerspitzengefühl gefragt.

Am besten entfernt man die Tiere langsam und kontinuierlich mit einer feinen Pinzette, einer Zeckenzange oder -karte. Wichtig ist, die Zecke dicht über der Haut zu packen, möglichst nicht zu quetschen und sie vollständig zu entfernen.
„Sollten Sie die Zecke nicht vollständig erwischt haben, bleiben Sie trotzdem ruhig. Entzündet sich die Hautregion, sollten Sie am besten ihren Kinderarzt aufsuchen. Tritt eine langsam zunehmende Rötung, eine sogenannte „Wanderröte“, um die Stichstelle auf oder zeigen sich grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, müssen sie dies in jedem Fall abklären lassen“, so Schmitt.
Und was kann man tun, um einem Zeckenbiss vorzubeugen? „Kinder sollten am besten hohe, geschlossene Schuhe tragen, wenn Sie im Grünen spielen. Lange Kleidung hilft auch. Abends sollten Sie Ihre Kinder gründlich nach auffälligen,
dunklen Pünktchen absuchen, die sich auf Haut oder Kleidung befinden“, rät die Expertin.

Hier wird geholfen

Sollten sich Eltern beim Entfernen einer Zecke unsicher sein, können sie sich jederzeit an ihren Kinderarzt wenden. Außerhalb der Sprechzeiten steht am Wochenende der Kinderärztliche Notfalldienst der Kassenärztlichen Vereinigung von 10 bis 17 Uhr in der Helios Mariahilf Klinik, Stader Straße 203c, bereit.
Zu allen anderen Zeitpunkten können sich Eltern an die Kinderärzte in der Notaufnahme der Helios Mariahilf Klinik Harburg wenden. Hier kann es zu längeren Wartezeiten kommen.

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