Oliver Kroll, Blankenese
Viereck, Knüll, Osten und Mühlenberg, das sind die vier großen traditionellen Osterfeuer in Blankenese. Jedes Jahr locken sie viele Einheimische und Touristen ans Elbufer. Aus Sicherheits- und Brandschutzgründen wird es auch in diesem Jahr strikte Auflagen für das kollektive Zündeln geben. Immerhin handelt es sich dabei um einen Kompromiss und nicht um eine Komplettabsage, die alle Jahre wieder im Gespräch ist.
Beliebt waren auch die Feuer am Oevelgönner Elbstrand. Zu den Feuern zwischen Neumühlen und Strandperle zogen Menschen in großer Zahl. Der Obrigkeit waren es vor Jahren bereits wegen der engen Fluchtwege zu viele.
Tödliche Falle für Igel,
Maus und Vögel
Wer partout ein Osterfeuer hautnah und wärmend erleben möchte, kommt bevorzugt nach Blankenese. Nach wie vor gilt: Osterfeuer dürfen nur fünf Meter hoch gestapelt werden und acht Meter Durchmesser haben. Außerdem sind Brandbeschleuniger strikt verboten. Bei Südwind würden die Osterfeuer sogar abgebrochen, da Funkenflug die mit Reet gedeckten Häuser in Gefahr bringen könnte. Die diesjährigen Osterfeuer, so Altonas Rathaussprecher Martin Roehl, „laufen wie in jedem Jahr“.
Das kann bedeuten, dass bei strammen Süd- oder auch Südwestwind die Funken in Blankenese hangwärts wehen und besonders die reetgedeckten Häuser bedrohen. „Wir sind in jedem Jahr froh, wenn die Osterfeuer vorüber sind“, so eine Anwohnerin, die ihren Namen nicht gedruckt sehen möchte. Eine andere beklagte vor Jahren eine schwarzgekokelte Wand ihres Hauses. Schon lange bevor gezündelt wird, entwirft die Polizei einen präzisen Plan in puncto Verkehr. Danach gibt es vom 20. April ab 15.30 Uhr bis 23. Uhr eine „Verkehrsbeschränkung“. Ein Verbot, mit der Einschränkung „Anlieger frei“, gilt für die Straße Mühlenweg, ab Elbchaussee, die Elbchaussee/Dockenhudener Straße, Richtung Blankeneser Hauptstraße und die Straße Ole Hoop. Das Gleiche gilt für die Blankeneser Bahnhofstraße/Erik Blumenfeldplatz, Sibbertstraße und Karstenstraße.
Besonders bei warmem Frühlingswetter zieht es junge Leute an den Elbstrand, die hier sonst nur selten zu sehen sind. Wird das Brennmaterial knapp, bedienen sich einige der ungebetenen Gäste gern an Zäunen und Bänken.
Ohnehin ist die Motivation, die für einige Besucher beschwerliche Reise zu den Feuern zu unternehmen, recht vielfältig. Am komfortabelsten erleben Strandweg-Anwohner die manchmal nur qualmenden, meist brennenden Osterfeuer. Einige laden dann Gäste auf den heimischen Balkon und bieten geistige Getränke an.
Die spielen bei dem heidnischen Brauch ohnehin eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Die Scherben auf den ans Ufer führenden Treppen zeugen davon.
Während die einen feiern, bedeutete der Ostersonnabend für Polizei und Feuerwehr viel Arbeit. Die Sicherheit von Anwohnern und Besuchern steht obenan. Die einen sperren Straßen. Die Feuerwehr rollt vorsorglich ihre Schläuche aus. Andere prüfen ihre Getränkevorräte.
Und die Naturschützer? Die warnen, wie in jedem Jahr, vor den „Scheiterhaufen“, zu denen besonders die großen aufgeschichteten Holzhaufen, für Igel, Maus und Vögel werden können. Denn steht erst einmal eine johlende Menge rund ums Feuer, wird aus dem vermeintlichen Unterschlupf eine tödliche Falle.