Neuer Bücherhallenchef und Liebhaber von Fantasy-Romanen: Volker Cirsovius. Foto: cvs

Ch. v. Savigny, Eidelstedt

In den letzten Jahren war Volker Cirsovius (44), neuer Leiter der Bücherhalle Eidelstedt, als sogenannter Provenienzforscher aktiv. Provenienz? Wer nicht gerade im Bibliothekswesen tätig ist, hat meist keinen blassen Schimmer, was damit gemeint ist. Laut Duden bedeutet es „Herkunft“ oder „Ursprung“. Vier Jahre lang untersuchte Cirsovius die Buchbestände der Universität Bremen auf Raubgut aus der Nazizeit.

Unter 86.000 Zugängen zwischen 1933 und 1948 fand der Bibliothekar allein 20.000 „verdächtige“ Exemplare. 20.000 Bücher, die man in die Hand nimmt, zu denen man (meist aufwändige) Recherchen anstellt – und die man im Erfolgsfall an den ehemaligen Besitzer beziehungsweise dessen Nachfahren zurückgibt. Cirsovius hat viel Dankbarkeit zurückbekommen. „Besonders schön ist es natürlich, wenn man bei der Rückgabe persönlich vor Ort sein kann“, sagt er.

Anfang März hat der 44-jährige Cirsovius seinen neuen Job als Leiter der Bücherhalle Eidelstedt angetreten. „Sozusagen ,back to the roots’“, meint der sehr jugendlich wirkende Büchereichef. Denn in Stellingen – nur zehn Fahrradminuten vom Eidelstedter Platz entfernt – lebt Cirsovius seit mehreren Jahren. Seine Ortskenntnis kommt ihm jetzt zugute, wenn er Stadtteilkonferenzen, Schulen und Seniorenheime besucht. „Einen wichtigen Teil meiner Arbeit nimmt das Netzwerken ein“, sagt er.

Cirsovius plant, das Angebot für Kinder und Senioren auszuweiten. Eine gute Gelegenheit dazu bietet der Umzug in das – dann voraussichtlich fertig sanierte – Eidelstedter Bürgerhaus, der Mitte bis Ende 2020 über die Bühne gehen soll. Zum Lesen ermutigen – das ist eine der Aufgaben, die sich der passionierte Fantasy-Romanleser selbst gestellt hat.
Dennoch bereitet ihm die Entwicklung der Ausleihzahlen keine Sorge.

„Die Zahlen sinken gar nicht so sehr, wie man früher im Zuge der Computerisierung befürchtet hat“, sagt der 44-Jährige. Im Gegenteil: Er staune immer wieder aufs Neue, wie groß der Berg an zurückgegebenen Medien sei. „Ich glaube nicht, dass das Digitale auf lange Sicht das Buch verdrängen kann“, meint Volker Cirsovius. Das werde sich irgendwie einpendeln. „Wahrscheinlich wird beides nebeneinander existieren.“

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