Engagiert für andere: Gerd Feldhusen. Foto: jbd

Jasmin Bannan, Eidelstedt

Wenn Gerd Feldhusen aus seinem Leben erzählt, wird der Zuhörer ganz klein. Jedoch nicht vor Angst – Gerd Feldhusen ist ein großer, freundlicher, zuvorkommender und aufmerksamer Mensch, seine Augen sind sehr lebendig und wachsam. Wenn der 79-Jährige aus seinem Leben erzählt, wird der Zuhörer ganz klein, weil es fast unvorstellbar ist, was dieser Mann in seinem Leben bewegt hat.
Viele Eidelstedter kennen Gerd Feldhusen unter anderem als „Vater“ von „Dat Hörblatt“: Er gründete 2008 das Hörmagazin für Nichtsehende, Sehbehinderte und Sehende und übergab es nach zehn Jahren an seinen Nachfolger Marco Höster. Sehr viele Hamburger kennen ihn als Schutz- und Kripobeamten, als Fachlehrer für Gewalt- und Suchtprävention sowie als Drogenbeauftragten, jeweils für die Polizei.

Der Vater dreier Kinder war schon in jungen Jahren mit ganzem Herzen Polizist, aber auch immer auf der Suche, mehr für die Menschen tun zu können. Ein Gespräch mit einem Pastor öffnete ihm die Augen: „Eigentlich wollte ich Theologie studieren, aber der Pastor erinnerte mich auch an die finanzielle Verantwortung, die ich für meine Familie trug. Er schlug mir vor, den ,roten Faden der Hilfe’ durch mein Leben ziehen zu lassen“, so Feldhusen.

Der engagierte Polizist organisierte zunächst in seiner Freizeit Aktivitäten für Kinder. Als ihm im Jahr 1974 ein Junge als Dank eine Blume mit den Worten „Diese Rose habe ich für dich geklaut“ überreichte, wurde ihm bewusst: „Hier ist der Ansatz für eine Kriminalitätsprävention zu finden, die bei rechtzeitiger Anwendung bei Kindern zu einem Normverhalten führen kann.“

Für die Schüler war er
„der Kommissar mit dem Koffer“

Gerd Feldhusen überzeugte seine Vorgesetzten von seinem Vorhaben der Prävention und bekam sein erstes Büro: „Eine ehemalige Besenkammer, in die ein Tisch, ein Stuhl, eine Schreibmaschine und mein Unterrichtskoffer hineinpassten.“ Der Koffer voller Ideen wurde zu seinem Markenzeichen, für die Schüler wurde er „der Kommissar mit dem Koffer“.
Für den Unterricht entwickelte Feldhusen pädagogische Bausteine, die noch heute in dem Präventionsprogramm Kinder- und Jugenddelinquenz in erweiterter Form angewandt werden (siehe Infotext). Heute, 45 Jahre später, sind in Hamburg 400 Polizisten entsprechend dem Präventionsprogramm ausgebildet.

Telefonseelsorger und Lektor in Gemeinden

Doch all das war nicht genug: In den letzten Jahrzehnten absolvierte Feldhusen eine Grundausbildung als Telefonseelsorger, war Lektor in diversen Kirchengemeinden und hat als Patientenbegleiter im Albertinen-Krankenhaus Menschen beigestanden. Sein christlicher Glaube spiegelt sich in seinen Holzschnitzereien wider, beispielsweise Krippendarstellungen mit Maria und Josef, auch zum Anfassen für Sehbehinderte.
Auch beim Weißer Ring arbeiteten Ehefrau Ursula und er aktiv mit. Gerd Feldhusen kümmert sich heute um seine erkrankte Frau, mit der er auf 60 Jahre Ehe zurückschaut. „Meine Frau und ich haben viel erlebt, viel geredet. Ich bin dankbar für diese wunderbare Jahre und genieße nun die Zeit mit ihr – wertvolle und besondere Momente.“
Im Juli wird Gerd Feldhusen 80 Jahre alt. Dann schließt er seine private Chronik des Präventionsprogramms ab, an dessen Anfang vor 45 Jahren eine gestohlene Rose stand.

Kriminalität vorbeugen
Im Jahr 1982 wurde Gerd Feldhusens Konzept des Präventionsprogramms in den Unterricht der Hamburger Schulen einbezogen und in den folgenden Jahren von mehreren deutschen Bundesländern übernommen. Der Schwerpunkt des Präventionsprogramms „Kinder- und Jugenddelinquenz“ liegt darauf, Gewalt vorzubeugen. Opfer zu stärken und Zivilcourage sowie Verhaltensregeln zu vermitteln.
Seit 2008 werden verbindlich und flächendeckend in den Klassenstufen fünf bis acht der Hamburger Schulen je zwei Doppelstunden pro Schuljahr von Polizeibeamten unterrichtet. Die Themen sind auf die unterschiedlichen Klassenstufen abgestimmt. Die Bandbreite reicht von „Opferprävention“ in der 5. Klasse, über „Zeugen und Helfer“ (6. Klasse), „Gewalt gegen Personen und Sachen“ (7. Klasse) bis zu Antworten auf die Frage „Gewalt – und danach?“ in der 8. Klasse.

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