
Ch. v. Savigny, Bahrenfeld
Nach dem Bekanntwerden der Erweiterungspläne für den Grundschulzweig der Max-Brauer-Schule (MBS) regt sich der Widerstand bei den Eltern. Kritisiert wird in erster Linie der zu erwartende Platzmangel: Laut Planung soll sich die Schülerzahl von 300 auf 600 in etwa verdoppeln – bei gleichbleibender Fläche.
„Durch die geplante Vergrößerung und Verdichtung der Schule wird das ausgezeichnete pädagogische Konzept in Frage gestellt“, heißt es in einer Stellungnahme des Elternrats. „Es ist nicht erkennbar, wie an einer Schule mit rund 1.800 Schülern und dann fast 200 Lehrkräften das besondere reformpädagogische Konzept in angemessener Qualität aufrechterhalten und weiterentwickelt werden kann.“ Als Alternative fordert der Elternrat die Schulbehörde auf, einen eigenen Standort für „eine neue Grundschule mit einer zusätzlichen weiterführenden Stadtteilschule in Bahrenfeld/Ottensen zu sichern“.
Genaue Planungen gibt es zwar noch nicht. Eltern und Schüler rechnen jedoch mit einem 90 Meter langen und fünf Stockwerke großen Neubau – für den die heutige Schulaula weichen müsste. Umstellungszeitpunkt ist laut Behörde das Schuljahr 2022/23. Aus – wie bisher – drei Parallelklassen werden dann sechs Klassen pro Jahrgang. „Große Sorge bereitet mir, dass die große Schule für die kleinen Kinder weniger bis gar nicht überschaubar bleibt“, sagt Antje Zorn, eine betroffene Mutter zweier Töchter.
„Wer geht mit wem in eine Klasse? Ist das eine Lehrerin, eine Erzieherin, Praktikantin oder eine Mutter, die da gerade über den Hof läuft? Wen kann ich ansprechen, wenn ich Hilfe brauche?“
Nach Auskunft der Schulbehörde (BSB) besteht zurzeit „ein erheblicher Bedarf nach freien Grundschulplätzen im Stadtteil“. Daher gebe es für eine Erweiterung keine Alternative. „Trotz alledem werden die Schüler auch nach dem Umbau noch mehr Platz zur Verfügung haben, als manch andere innerstädtische Schule“, verspricht BSB-Sprecher Peter Albrecht. Zudem sei die MBS nicht die einzige Schule im Bezirk, die zusätzliche Schüler aufnehmen müsse. Betroffen seien auch die Grundschulen Rothestraße (Ottensen), Mendelssohnstraße (Bahrenfeld), die Loki-Schmidt-Schule (Othmarschen) und die Theodor-Haubach-Schule (Altona-Nord).
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Politische Stimmen
„Ignorant und anmaßend“: Die Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft lässt kein gutes Haar an der Vorgehensweise der Schulbehörde. „Wieder einmal entscheidet der Senator über die Köpfe der Schulen hinweg, wieder einmal gibt es keine transparente Entscheidungsfindung, wieder einmal sind Schüler, Eltern, Lehrer und Fachkräfte bloße Verschubmasse“, kritisiert Sabine Boeddinghaus, schulpolitische Sprecherin ihrer Partei. Der Senat habe sich sich nicht rechtzeitig um neue Standorte bemüht. Zudem sei die Chance vertan worden, mögliche Schulflächen als solche auszuweisen – etwa in neuen Wohngebieten.
Ähnlich äußert sich Birgit Stöver, schulpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion: „Wir haben als CDU immer wieder darauf hingewiesen, dass es endlich neue Schulentwicklungspläne in den Bezirken braucht, um steigenden Schülerzahlen und waschenden Quartieren insgesamt Rechnung zu tragen.“ Eltern und Lehrer seien zu Recht wütend über die Pläne von Schulsenator Ties Rabe. cvs
Die Hamburger Wohnungsbauoffensive führt zu einer stark wachsenden Bevölkerung. Aber: Die Schulen sowie andere notwendige soziale Infrastrukturen (Schulen, Kitas, Häuser der Jugend, Stadtteilkulturzentren etc.) wachsen nicht mit. Der Hamburger Senat verfolgt eine einseitig auf den Wohnungsbau fokussierte Politik, alleinig die Wohnungsbauzahlen (Quantität) aber nicht die Qualität des Wachstums (u.a. Lebenswerte Wohnumwelt, soziale Infrastruktur) sind Bestandteil der Hamburgischen Stadtentwicklungspolitik.
Im Rahmen der Wohnungsbauoffensive seit 2011 sind für den Bezirk Altona rund 12.000 Wohneinheiten (WE) mit Fertigstellungsdatum bis 2025 geplant:
Mitte Altona 3.500,
Holsten-Brauerei 1.200,
Diebsteich 800,
Kolbenschmidt etc. 1.200,
Trabrennbahn 2.500,
Rissen-Suurheid 600 und über
Nachverdichtung noch einmal rund 2.500.
Dieser enorme Zubau muss entsprechend energische Anstrengungen für die nachfolgende Infrastruktur nach sich ziehen, dies gilt ganz besonders auch beim Thema Schulbau.
Insbesondere in der Region 4 des Schulentwicklungsplanes (insbesondere Ottensen / Bahrenfeld / Othmarschen) sind viele hundert Wohnungen schon heute bezugsfertig oder spätestens bis 2020 fertig gestellt. Die Erweiterungskapazitäten der vorhandenen Grundschulen werden nicht ausreichen, um den Bedarf an Grundschulplätzen in diesem Bereich zu decken!