
Dass so viele alteingesessene Händler in den letzten Jahren aufgegeben haben, findet
Peter Flecke bedauerlich: „Blumenladen, Bettenladen, Schuhladen – das gibt es alles nicht mehr“, sagt er. Schneidermeister Wodniczak in der Veringstraße – bekannt für seine maßgeschneiderten Anzüge – habe dichtgemacht, ebenso wie vor einigen Jahren Wilhelmsburgs letztes Fischgeschäft. Heute prägen überwiegend Dönerbuden, Bäckereiketten und Billigläden das Bild. „Ein bisschen mehr Vielfalt würde ich mir schon wünschen“, sagt der Vorsitzende der Interessengemeinschaft (IG) Reiherstieg über „seinen“ Stadtteil.
Aber Flecke hat auch Positives zu berichten. So sei der Altersdurchschnitt der Geschäftsleute im gleichen Zeitraum merklich gesunken, fügt er an und nennt als Beispiele den Radladen „Vélo 54“ und das „Café Vollmundig“, beide ebenfalls in der Veringstraße. Das „Café Vollmundig“ ist der Nachfolger eines Baguette-
Bistros, das Flecke zuvor zusammen mit seiner Frau geführt hatte.
Seit langem kümmert sich der ehemalige Gastronom um die Geschicke des Interessenverbands der Geschäftsleute, Restaurantbesitzer und Handwerker im Viertel. 24 Mitglieder hat die IG zurzeit, der Jahresbeitrag liegt bei 200 Euro. Mit dem Reiherstiegfest (im September) und dem Adventsmarkt (im Dezember) veranstaltet der Verband zwei große Feste pro Jahr, die auch über die Stadtteilgrenzen hinweg auf Interesse stoßen. Eines der Highlights ist die jährliche Tombola, bei der von den Geschäften gespendete Sachpreise verlost werden.
In regelmäßigen Abständen wird ein bunter Flyer gedruckt, in dem die Händler und Dienstleister im Viertel aufgeführt sind. 2006, also vor mittlerweile 13 Jahren, hatte sich die IG Reiherstieg gegründet. „Es gab den Wunsch der Gewerbetreibenden, sich zu organisieren, um etwas zu verändern“, sagt Sascha Bartz vom Büro für Lokale Wirtschaft (LoWi), das die IG geschäftlich betreut. Mit dem Ende 2016
abgeschlossenen Umbau der Veringstraße ist Peter Flecke insgesamt zufrieden. „Unter anderem haben die Restaurantbetreiber jetzt mehr Platz für die Draußenbestuhlung“, sagt er. Ein bislang ungelöstes Problem sei aber die Raserei in der Veringstraße.