Peter Tschentscher, Hamburgs Erster Bürgermeister, ist zu Besuch in der Redaktion des Elbe Wochenblattes in Harburg. Foto: News4HH/Lenthe

Matthias Greulich, Olaf Zimmermann

EW: Ihr Vorgänger wurde vom Boulevard „König Olaf“ getauft. Sie stehen offenbar für einen weniger abgehobenen Regierungsstil. Wie wollen Sie vermeiden sich von den Bürgern zu entfernen, wie es Olaf Scholz bei der gescheiterten Olympia-Bewerbung und dem G20-Gipfel passierte?
Tschentscher: Indem ich regelmäßig nicht nur Akten und Zeitungen lese, sondern direkte Gespräche führe. Und zwar einfach offen reden ohne ein vorgegebenes Thema. In solchen Stadtteilgesprächen wird dann alles vorgetragen, was die Leute stört oder wichtig finden.
Zwei Themen – Wohnungsbau und Verkehr – stelle ich von meiner Seite an den Anfang. Aber dann ist Zeit, auch über alles andere zu reden. Das ist sehr abwechslungsreich. In dem einen Stadtteilgespräche geht um Pflege und Gesundheit, in anderen um Parkplätze und Grünanlagen. Da bekommt man schon ein Gefühl dafür, wie in Hamburg die Themen gesehen werden.

Und was sagen Sie dann?
Ich höre zum Beispiel in jeder Versammlung, dass die Leute moderne Radwege gut finden, sich aber viele vor den sogenannten Rambo-Radlern fürchten. Das gebe ich dann an die Polizei weiter und bitte darum, an bestimmten Punkten stärker zu kontrollieren.
Wenn jemand befürchtet, dass wir zu viel bauen und die Stadt dadurch nicht mehr so grün bleiben kann wie bisher, weise ich darauf hin, dass wir trotz des Wohnungsbaus mehr Grünflächen und Naturschutzgebiete haben als vor sieben Jahren. Wir haben nicht nur Wohnungen gebaut, sondern auch neue Parks und Ausgleichsflächen geschaffen.

Wobei es kompliziert ist, wenn die Ausgleichsflächen 35 Kilometer entfernt sind.
Nein, wenn wir ein neues Wohngebiet bauen, achten wir auch genau dort auf neue Grünflächen und Parkanlagen. Wir haben zum Beispiel mitten in der HafenCity neue Biotope angelegt. Dort wurden frühere Industrieflächen entsiegelt, Kampfmittel und Bodenverunreinigungen beseitigt und ein moderner Stadtteil mit attraktiven Grünanlagen geschaffen. Wir können das Wachstum Hamburgs so gestalten, dass der Charakter unserer Stadt erhalten bleibt und die Lebensqualität für alle besser wird.
Dafür haben wir die besten Voraussetzungen. Hamburg ist fast so groß wie Berlin, hat aber nur halb so viele Einwohner. Ich bin also sehr zuversichtlich, dass wir ausreichend Wohnungen bauen können und eine sehr lebenswerte Stadt bleiben.

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